Thüringen: Politisches Vabanque

Wolfgang Hübner über einen brisanten Wechsel von der Linken zum BSW

Das Timing beherrscht die Wagenknecht-Partei bisher gut. Eine Woche vor dem Gründungsparteitag wurde bekannt, dass Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf, bisher Linke, bei der Thüringer Landtagswahl im September für das BSW antreten will. Da hat sich wohl politisch etwas auseinanderentwickelt – Wolf wandte sich etwa anders als Die Linke gegen die Erhöhung des Bürgergelds, weil nun der fleißige Geringverdiener wieder der Dumme sei.

Wolfs Wechselbegründung ist bemerkenswert: Sie wolle dazu beitragen, einen AfD-Regierungschef Höcke zu verhindern. Das wirft Fragen auf. Denn gerade in Thüringen ist Die Linke um Ministerpräsident Ramelow ein Machtfaktor und Bollwerk gegen rechts. Seit Jahren macht sie superpragmatische Politik für Stadt und Land in der rot-rot-grünen Koalition und mit der tolerierenden CDU. In Erfurt regieren nicht die von Wagenknecht kritisierten Metropolenlinken. Was nützt es im Kampf gegen die Höcke-AfD, wenn diese Thüringer Linke geschwächt wird? Es ist ein Vabanquespiel mit offenem Ausgang.

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