Feindbild Israel

Ronya Othmann wurde vom Karachi Literature Festival ausgeladen

Eigentlich sollte die preisgekrönte Lyrikerin, Autorin und Kolumnistin Ronya Othmann in den nächsten Tagen auf dem Karachi Literature Festival in Pakistan ihren jüngst ins Englische übersetzten, Debütroman »Die Sommer« vorstellen. Doch daraus wird nichts. Sie wurde wieder ausgeladen und musste nach Drohungen aus Sicherheitsgründen ihr Hotel und das Land verlassen, wie sie auf dem Nachrichtendienst X (ehemals Twitter) mitteilte.

Zuvor hatten über 400 Unterzeichner*innen in einem offenen Brief die Absage von Othmanns Teilnahme gefordert. Ihr wird unter anderem vorgeworfen, »rassistische, zionistische und islamophobe« Positionen zu vertreten. Als Argumente führen die Autor*innen des offenen Briefes unter anderem Othmanns Verurteilung des antisemitischen Massakers der Hamas am 7. Oktober an. Sie bezeichnen Othmanns Position, dass die Islamisten die Zivilbevölkerung Gazas als menschliche Schutzschilde nutzen, als »rassistisches und zutiefst entmenschlichendes israelisches Narrativ«. Auch dass Othmann die Hamas ideologisch in die Nähe des sogenannten Islamischen Staates rückt und das Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung nicht als »Selbstverteidigung« verstanden wissen will, lehnen die Autor*innen des Briefes ab. Dabei verharmlosen sie die Dimension sexualisierter Gewalt im Zuge des islamistischen Angriffs. Die Autor*innen fordern dagegen nicht nur »einen Boykott israelischer Produkte«, sondern auch von »Zionisten«.

Die 31-jährige Othmann gilt seit Jahren als engagierte feministische Stimme gegen Islamismus und im Kampf gegen Antisemitismus. Sie wurde 1993 als Tochter eines kurdisch-ezîdischen Vaters und einer deutschen Mutter in München geboren. In ihren Texten geht es unter anderem um den Genozid des IS an den Ezîd*innen im Jahr 2014. Derzeit schreibt die Leipzigerin für die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« die Kolumne »Import Export«. Nach der Absage erhielt sie unter anderem Unterstützung vom Journalisten und Autoren Hasnain Kazim, der seine Teilnahme am Literaturfestival zurücknahm, wie er auf der Plattform X mitteilte.

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