Linke im Clinch: Keine Sieger

Die neue Linke-Bundestagsgruppe arbeitet sich weiter konfrontativ an den alten Konflikten ab

Bekenntnisse gab und gibt es zur Genüge: Man müsse den Streit hinter sich lassen, hört man aus der gebeutelten Linken, nach dem Abgang von Wagenknecht und Co. müsse das Gemeinsame wieder in den Vordergrund rücken. Und so weiter. Allein: Die Wirklichkeit sieht anders aus. Denn die eben erst nach dem Zerfall der Linksfraktion neu gebildete Bundestagsgruppe, leistet sich einen Neubeginn, den manche in der Partei als Fehlstart bezeichnen. Eine Frontstellung quer durch die Gruppe bei der Vorsitzendenwahl; zwei fast gleich starke Flügel, von denen der, der sich eine knappe Mehrheit ausrechnet, keinen Kompromiss machen will; zwei Parteivorsitzende, die vorsichtshalber erst gar keinen Personalvorschlag machen und deren Bitte, sich gütlich zu einigen, in den Wind geschlagen wird – das sieht nicht gut aus.

Dieser Start bestätigt die Vermutung, dass es in der Linken auch ohne Sahra Wagenknecht genügend Konfliktstoff gibt. Dass deren Solotour Teil des Problems war, aber eben nicht allein das Problem. Wagenknechts Schatten ist weg, aber da ist immer noch wenig Licht. Es ist ziemlich müßig, darüber zu streiten, ob die Differenzen in der Linken mit einem Konflikt zwischen Realpolitikern und Bewegungslinken korrekt beschrieben sind. Fakt ist, dass die Frage, wie diese Linke wieder zu einer wirkungsvollen politischen Kraft werden kann, längst noch nicht ausdiskutiert ist. Die neue Bundestagsgruppe der Linken trägt diese unbeantwortete Frage offensichtlich genau so in sich wie zuvor die aufgelöste Fraktion.

Und dann ist da noch das schwierige Verhältnis zwischen Partei- und Gruppenführung. Die Bundestagsgruppe wird nun angeführt von zwei Leuten, die vor eineinhalb Jahren auch gerne Parteivorsitzende geworden wären, mit hörbar anderen Akzenten als Janine Wissler und Martin Schirdewan. Da bleiben also Reibungsflächen. Die kann man nutzbar machen für eine lebendige Debatte und eine interessante Politik. Oder man kann zurückfallen in Denkmuster von Sieg und Niederlage. Das hatte Die Linke lange genug, und es hat ihr nichts gebracht. Denn Sieger wird es dabei nicht geben. Es sei denn, man betrachtet es als Erfolg, sich im innerparteilichen Kampf gegeneinander totzusiegen.

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