FC Bayern: Wie Max Eberl den Rekordmeister modernisieren will

Mit dem neuen Sportvorstand brechen die Münchner in eine neue Ära auf

  • Elisabeth Schlammerl, München
  • Lesedauer: 5 Min.
Gut gelaunter »Störenfried«: Max Eberl bei seiner Vorstellung am Dienstag in der Münchner Arena
Gut gelaunter »Störenfried«: Max Eberl bei seiner Vorstellung am Dienstag in der Münchner Arena

Zumindest optisch hat Max Eberl bei seinem ersten Auftritt in München für ein Kontrastprogramm gesorgt. Er kam in karierter Chino-Hose und schwarzer Blousonjacke zur Vorstellung als neuer Sportvorstand des FC Bayern in die große Arena. Neben den im Anzug eher konservativ gekleideten künftigen Kollegen, Klubchef Jan-Christian Dreesen und Präsident Herbert Hainer, wirkte der Neue fast wie ein Störenfried, rein modisch natürlich. Es mag noch zu früh sein, um von einer Zeitenwende beim deutschen Rekordmeister zu sprechen. Aber ein Aufbruch in eine neue Ära ist die Berufung Eberls allemal.

»Ein Heilsbringer« sei er nicht, vielmehr »ein Typ, der anpacken möchte. Ich bin jemand, der gut im Team arbeiten kann und möchte«, sagte Eberl am Dienstag. Am Montag wurde er offiziell vom Aufsichtsrat des FC Bayern berufen, gefühlt ist er aber schon seit fast einem halben Jahr da. Nachdem er Ende September bei RasenBallsport Leipzig freigestellt worden war, tauchte er sofort in München auf. Wahrhaftig nur in offizieller Mission, er ist schließlich Bayer und hat lange Zeit in der Landeshauptstadt gelebt. Sein Name aber geisterte sofort in den Gängen der Vereinszentrale und damit auch in der Münchner Öffentlichkeit und den Medien herum. Im November gab es dann laut Eberl den ersten Kontakt.

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Es ist eine fast logische Verbindung, denn Eberl und der deutsche Rekordmeister haben eine gemeinsame Vergangenheit. Als Fußballer im Nachwuchs des FC Bayern ausgebildet, durchlief er alle Juniorenteams und weiß, wie der Verein tickt – heutzutage sicherlich etwas anders als noch vor 30, 35 Jahren, aber es ist auch dieser »Stallgeruch«, der beim FC Bayern München nicht ganz unwichtig ist. Er habe den Klub groß werden sehen, sagte Eberl. Früher, als Spieler, erinnert er sich, habe er im gerade eröffneten Fanshop Pakete packen müssen, weil sein Trainer Hermann Gerland nicht wollte, »dass wir in der Sommerpause rumlungern«. »Klar«, gibt er zu, »man träumt immer davon«, wieder einmal hier zu arbeiten. »Jetzt habe ich einen klaren Auftrag.«

Dass er ein großes Erbe in München antritt, ist Eberl bewusst. Unter der Regie seines Vor-Vor-Vor-Vorgängers Uli Hoeneß und des früheren Klubchefs Karl-Heinz Rummenigge stieg der FC Bayern in die europäische Haute Volée auf und sammelte Titel wie andere Leute Souvenirs. Er kann damit leben, dass die beiden noch immer mitmischen: »Ich wäre ja dumm, wenn ich nicht deren Expertise einbeziehen würde.«

In den nächsten Tagen bezieht Eberl ein Büro in der Säbener Straße. Offiziell startet er am Freitag, am gleichen Abend spielt die Mannschaft in der Bundesliga beim SC Freiburg. Unvorbereitet tritt der Sportvorstand natürlich nicht an. Zuletzt saß Eberl Ende Januar beim Bundesligaspiel der Münchner in Augsburg auf der Tribüne. Schon damals war klar, dass es für ihn viel zu tun geben wird. Nun, drei Niederlagen und eine angekündigte Trennung von Trainer Thomas Tuchel später, gibt es noch mehr zu tun. Ja, er habe sich ein paar Notizen in den vergangenen Tagen gemacht, aber allzu groß ist der Zettel nicht, »DIN A5-Größe«, diesen »kleinen Block« gelte es abzuarbeiten.

Im Sommer muss nicht nur schon wieder ein neuer Trainer in München präsentiert werden, der FC Bayern braucht auch ein paar neue Spieler – und eine neue Identität, die gerne die alte sein darf, die dem FC Bayern in den vergangenen elf Jahren jede Menge Titel bescherte, aber irgendwie verloren gegangen zu sein scheint. Es bedarf einer gründlichen Modernisierung. Eberl spricht von »einer großen Herausforderung, möglichst schnell einen passenden Trainer und die passenden Spieler zu finden. Das ist nicht ganz einfach.« In den verbleibenden drei Monaten der Saison werde man sehen, sagte Eberl, »wer Bayern dieses Herz und diese Seele gibt. Auch in der Jägerrolle zeigen sich Charakter und Mentalität.«

Eberl hatte es einst am eigenen Leib gespürt, was es bedeutet, für den FC Bayern zu spielen. Im Oktober 1991 hatte der Verein gerade Sören Lerby als Cheftrainer verpflichtet, nach einem katastrophalen Saisonstart. Der noch unerfahrene Däne hörte auf den Rat von Hermann Gerland und stellte Eberl, einen 18 Jahre alten Debütanten, gegen den VfB Stuttgart auf. »Da ging mir schon ein bisschen die Muffe«, erinnerte sich Eberl später. Überfordert mit der Aufgabe, sich in eine ohnehin nicht funktionierende Mannschaft zu integrieren, wurde er in der Pause ausgewechselt, bei den Profis nie wieder aufgestellt, spielte fortan nur noch für die zweite Mannschaft und verließ den Klub 1994.

Aus Eberl wurde trotzdem ein solider Bundesligaspieler, anschließend ein noch viel besserer Manager bei Borussia Mönchengladbach – mit gutem Gespür für die richtigen Spieler. Dass die Anforderungen bei Bayern höher sind, ist ihm bewusst. »Das Niveau ist natürlich ein anderes. Aber am Ende geht es auch hier um Fußball.«

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