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Mogelpackung Cannabis-Legalisierung
Ulrike Henning über Regelungslücken bei der Cannabis-Freigabe
Die Cannabis-Freigabe wurde endlos hin- und herdiskutiert. Jetzt ist sie wirksam, aber das zugrundeliegende Gesetz bleibt eine Mogelpackung. Denn etliche Regeln müssen erst noch verabschiedet werden. Etwa solche, die gefährdete Konsumenten schützen, darunter vor allem jüngere. Es reicht nicht, wenn ein oder zwei offizielle, vielleicht sogar gut gemachte Webseiten auf unangenehme gesundheitliche Folgen hinweisen. In der besten aller Welten würde das Thema Rausch mit seinen Alltagsfacetten vertrauensvoll auch im Schulunterricht behandelt, gäbe es ein Netz von Beratungsstellen mit einfachem Kontakt zu Ärzten und Therapeuten. Aber dort sind wir nicht. Die praktische Frage ist, wie verantwortungsvoll ältere Kiffer mit den Wünschen von Jüngeren umgehen.
Wenn am Schwarzmarkt geschulte Verbraucher (und neugierige Experimentierer) nicht ohnehin erst einmal vor der Frage stehen, woher sie den Stoff überhaupt legal beziehen sollen. Die einfache Einfuhr aus den Niederlanden, wo Qualität gesichert ist, bleibt (vorerst?) illegal. Die Clubs kommen erst im Sommer, andere Verkaufsstellen wird es frühestens mittelfristig in Modellprojekten geben, aber nicht bundesweit. Was Pflanzen betrifft, haben die Baumärkte bereits abgewunken, geschenkt. Bleibt das Internet, bleiben die Dealer – wie bisher. Legal wird hier also erst mal gar nichts. Selbst eine schaumgebremste Rauschmittelfreiheit gelingt nicht, wenn Parteien und Interessengruppen die Gesetzgebung blockieren. Einzig die Dealer werden sich über die Schonfrist freuen.
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