Zu politisch: Antifaschistischem Klub ADV Zebras droht Punktabzug

Dem Berliner Dartverein wird sein Slogan »Dartista, Dartista, Antifascista« verboten

  • Ralf Fischer
  • Lesedauer: 4 Min.
Darts: Zu politisch: Antifaschistischem Klub ADV Zebras droht Punktabzug

Politische Äußerungen, ob bei Profis oder Amateuren, sind im Sport äußerst umstritten. Kann Sport unpolitisch sein, sollte er es sogar? Oder sollte er es gerade nicht sein? Die diversen Sportverbände gehen mit den Antworten auf diese Fragen sehr unterschiedlich um. Wenn es ihnen passt, lassen sie zum Beispiel Fußball-Nationalmannschaften schon mal ein Banner in die Kameras halten, auf dem diese ganz selbstverständlich für die Einhaltung von Menschenrechten und Respekt füreinander werben. Doch dem Tragen einer Regenbogen-Kapitänsbinde während der Männer-Weltmeisterschaft in Katar 2022 legte der Weltverband Fifa einen Riegel vor. Bei den Frauen war die gleiche Armbinde ein halbes Jahr später bei der WM in Australien plötzlich wieder nicht zu politisch.

Ein solch undurchsichtiger Zick-Zack-Kurs von Sportverbänden ist auch im Amateurlager hin und wieder zu beobachten. Zurzeit sieht sich in Berlin ein antifaschistischer Sportverein dem Druck des Dartverbandes Berlin (DVB) ausgesetzt, weil die Mannschaft vor ihren Spielen den Ausruf »Dartista, Dartista, Antifascista!« intonierte. Einige Gegner des ADV Zebras Berlin hatten sich im vergangenen Herbst genau darüber beim DVB beschwert. Sie störten sich offenbar daran, dass bei ihren Spielen »politische Parolen« gerufen worden seien.

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Doppeltes Verbot

Eigenen Aussagen zufolge wurde dem ADV in einem Telefonat vom Verband mitgeteilt, dass der Ausruf fortan untersagt sei. Die Trikots, auf denen der gleiche Ausspruch verewigt worden war, stellten zu diesem Zeitpunkt noch kein Problem dar. In der Folge verzichteten die Zebras also auf ihren Schlachtruf. Anfang Februar meldete sich dann der DVB-Sportwart erneut und teilte mit, dass ab sofort auch das Tragen der Trikots untersagt sei, sofern diese politische Statements zeigten. Sollte dem nicht nachgekommen werden, hätten die gegnerischen Teams die Möglichkeit, das Duell zu verweigern. Die Partien würden dann gegen den ADV gewertet werden.

Nachfragen von Journalisten wiegelt der Berliner Dartverband ab. »Da es sich bei dieser Thematik um eine laufende und interne Thematik handelt, werden wir dazu gegenüber Medien und Journalisten keinen Kommentar abgeben«, erklärt Sportwart André Schneider gegenüber »nd«. Diese Reaktion bedauern wiederum die Zebras, die den Fall auf ihrer Webseite öffentlich gemacht hatten. »Ein erwachsener und sachlicher Dialog auf Augenhöhe mit dem Verband« sei so nicht möglich. Man respektiere, dass »sich der Verbandsvorstand nicht gegenüber Journalisten äußern möchte«, wünsche sich aber »eine private Reaktion auf die im Raum stehenden Fragen«. Auch die scheint es aber nicht zu geben.

Autonome Landesverbände

Der Deutsche Dart-Verband (DDV), Dachorganisation aller Landesverbände, wollte sich gegenüber »nd« ebenfalls nicht konkret äußern. »Mir fehlen nähere Informationen zu der von Ihnen beschriebenen Auseinandersetzung«, erklärte DDV-Präsident Axel Krauss »nd«. Daher könne er »zum jetzigen Zeitpunkt nichts dazu sagen«. Auch gut eine Woche später hatte sich daran jedoch nichts geändert. Ohnehin seien die Landesverbände autonom. In der Satzung sei zumindest festgelegt, dass der DDV »politisch und konfessionell neutral« sei.

Ob dies für ein Verbot antifaschistischer Slogans ausreicht, bleibt jedoch fraglich. Einen Ausschluss wegen der Verwendung des Wortes »Antifaschismus« hält der ADV jedenfalls für unzulässig. Schließlich sieht die Sport- und Wettkampfordnung des DVB selbst lediglich ein Verbot der »Darstellung von rechtsextremistischem, antisemitischem oder anderweitig diskriminierendem Gedankengut« vor. Genau dies würden die Zebras ausdrücklich mit ihrem antifaschistischen Slogan unterstützen.

Angekündigte Gespräche

Für den Sportverein stelle das Eintreten für Antifaschismus eine klare prodemokratische Haltung dar. Den vom Verband erhobenen Vorwurf des Linksextremismus weisen die Zebras weit von sich. Zudem tauchen die Worte »linksextremistisch« oder ganz einfach nur »politisch« in der Spielordnung nicht ein einziges Mal auf irgendeiner Verbotsliste auf.

Trotzdem sucht der ADV in Berlin weiterhin den direkten Austausch mit dem Verband und hofft darauf, dass in einem Gespräch die Sachlage aufgeklärt werden könnte. Des Weiteren wolle man sich mit jenen Sportlerinnen und Sportlern auseinandersetzen, die sich vom Auftreten der Zebras gestört fühlten. Schließlich sind sie der Überzeugung, dass Antifaschismus nicht die politische und konfessionelle Neutralität des Verbandes infrage stelle, sondern diese überhaupt erst ermögliche.

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