Einsturzgefahr in Schöneberg: Lang bekannte Probleme

Ein Wohnhaus in Schöneberg musste teilweise evakuiert werden

Großräumig abgesperrt: Das Gebäude an der Grunewaldstraße droht teilweise einzustürzen.
Großräumig abgesperrt: Das Gebäude an der Grunewaldstraße droht teilweise einzustürzen.

Die großen Risse in der Fassade sind nicht zu übersehen. Das Gebäude an der Ecke Grunewaldstraße/Goltzstraße im Schöneberger Akazienkiez ist einsturzgefährdet, teilweise abgesackt. Der schlimmste Fall wäre, dass das Gebäude auf die Straße kippt. Am Mittwoch mussten deswegen mehrere Mieter*innen auf unbestimmte Zeit ihre Wohnungen verlassen. Die Grunewaldstraße war zwischen Hauptstraße und Goltzstraße laut Verkehrsinformationszentrale am Donnerstagmittag noch immer in beide Richtungen gesperrt.

Dem »Tagesspiegel« sagte eine Mieterin, dass schon 2011 dem damaligen Eigentümer Schäden gemeldet worden seien, die aber abgetan wurden. Die Schäden hätten aber zuletzt nicht mehr ignoriert werden können. So dürften die Balkone zur Straße nicht mehr betreten werden, immer wieder sei Putz heruntergefallen.

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Laut Angaben des derzeitigen Eigentümers Heimstaden waren schon länger Probleme mit der Bausubstanz bekannt. »Bei den Bauarbeiten in dem Gebäude, über die schon mancherorts berichtet wurde, handelte es sich um vorbereitende Maßnahmen für die Sicherungsmaßnahmen des Eckhauses und für die weitergehende Untersuchung des Fundaments, um die Ursache der Rissbildung zu ergründen«, so der Pressesprecher von Heimstaden, Michael Lippitsch, zu »nd«. Weitere Baumaßnahmen hätten nicht stattgefunden. Man sei damit beschäftigt gewesen, die Ursache für die Rissbildung festzustellen und den kritischen Gebäudeteil zu sichern. »Es wäre also grundfalsch, den Eindruck zu erwecken, Heimstaden hätte durch Bauarbeiten die Rissbildung verursacht.« Das Rissmonitoring habe ein anerkanntes Ingenieurbüro durchgeführt.

Die Ursache der sich weitenden Risse ist noch nicht klar. Einfach so entstehen solche aber Probleme nicht. »Es wäre eine sehr seltene Ausnahme, dass das ohne konkreten Anlass passieren würde«, meint Ralf Ruhnau, Präsident der Berliner Baukammer. In den meisten Fällen führten Erschütterungen durch Bauarbeiten am Gebäude selbst oder am Nachbargebäude zu Rissen. Auch eine mangelnde Instandhaltung alleine könne nicht dazu führen, dass ein Gebäude plötzlich einzustürzen drohe. Es sei äußerst selten, dass sich Risse ohne eine plötzliche Einwirkung schlagartig vergrößerten.

Ein Sprecher der BVG teilte »nd« mit, dass momentan die U7 in dem Bereich in Absprache mit den Behörden langsamer als üblich fahre, um Erschütterungen zu vermeiden. Die Nachtbuslinie N7 werde vorerst umgeleitet. Ruhnau meint, dass die U-Bahn eher nicht als Auslöser in Frage komme. »Wenn die U-Bahn da jahrzehntelang ohne Probleme durchfährt, dann ist es unwahrscheinlich, dass das auf einmal dazu führt, dass ein Haus einsturzgefährdet ist.«

Die zuständige Baustadträtin des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, Eva Majewski (CDU), teilte »nd« auf Anfrage mit, dass der Eigentümer die Bauaufsicht umgehend informiert habe, als ihm die Einsturzgefahr bekannt wurde. Das Bezirksamt habe schon im Februar von sichtbaren Schäden Kenntnis gehabt. Der Eigentümer sei zwar von dringendem Handlungsbedarf, aber nicht von einer Einsturzgefahr ausgegangen. »Bislang erfolgen von Seiten des Eigentümers die notwendigen Maßnahmen mit der gebotenen Eile«, so Majewski. Weitere Gefahr droht zunächst nicht. »Durch die behördlich angeordnete Räumung und Absperrung wurde die Gefahr für Leib und Leben abgewendet.« Die Instandsetzung des Objekts und die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit obliege dem Eigentümer.

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