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Albas Basketballerinnen feiern Meistertitel bis spät in die Nacht

Schon im zweiten Bundesligajahr werden Alba Berlins Basketballerinnen erstmals deutscher Meister

Zwei Jahre nach dem Aufstieg feierten Alba Berlins Basketballerinnen ihren ersten Meistertitel.
Zwei Jahre nach dem Aufstieg feierten Alba Berlins Basketballerinnen ihren ersten Meistertitel.

Lena Gohlisch ist nicht nur Kapitänin der Basketballerinnen von Alba Berlin. Sie ist auch praktizierende Ärztin. Am Donnerstagmorgen musste sie daher pünktlich an ihrer Arbeitsstätte sein, denn Patienten warten nur ungern. Denen ist es wahrscheinlich egal, dass Gohlisch tags zuvor erstmals deutsche Meisterin wurde. Also gab die Anführerin in der Partynacht von Mittwoch auf Donnerstag ihrem Team die Richtung vor: »Keine verlässt vor mir die Bar, denn ich muss morgen als Erste raus.« Ihre 19-jährige Mitspielerin Leoni Kreyenfeld tat es dann doch. »Irgendwann hab ich mich an ihr vorbeigeschlichen. Ich schreibe nächste Woche Dienstag Abiklausur im Mathe-Leistungskurs. Da ist ein bisschen was zu tun«, verriet sie dem »nd«.

Egal, ob Ärztin, Schülerin oder Profi, alle Spielerinnen von Alba Berlin wollten diesen Titel gebührend feiern, denn es war für jede die erste deutsche Meisterschaft. Doch nicht nur die Unerfahrenheit machte aus dem 68:53-Erfolg im entscheidenden fünften Duell mit den Titelverteidigerinnen aus Keltern eine kleine Sensation. Alba hat die professionelle Förderung seiner Frauen erst 2019 angeschoben, als das Team in der dritten Liga spielte. Trotz der Corona-Pause waren die Berlinerinnen schon 2022 in der Bundesliga angekommen, nur zwei Jahre später sind sie nun deutsche Meisterinnen.

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Leoni Kreyenfeld hat diese Entwicklung komplett mitgemacht. Sie wechselte zu Alba, als der bis dahin nur für sein Männerteam bekannte Klub bekannt gegeben hatte, auf Cheerleaderinnen zu verzichten und stattdessen seine Ressourcen in Basketballspielerinnen zu investieren. »Das hatte mich sofort begeistert. Dass ich fünf Jahre später Meisterin werde, hatte ich mir damals aber nie erträumt. Ich war schon froh, als ich es mit 15 in die Zweitligamannschaft geschafft hatte«, sagte die Flügelspielerin.

Den rasanten Aufstieg begründet Alba selbst damit, sein Geld nicht in hohe Gehälter für ausländische Profis gesteckt zu haben. »Stattdessen führten wir die Frauen näher ans professionelle Umfeld der Männer. Sie trainieren jetzt in derselben Halle, im selben Kraftraum, bei denselben Individualtrainern«, beschreibt Sportdirektor Himar Ojeda die Philiosophie. Teilweise standen am Mittwoch vier deutsche Spielerinnen auf dem Feld, drei davon haben Albas Jugend durchlaufen. Keltern hatte nur zwei Deutsche im gesamten Kader.

Für Alba ist dieser Ansatz einfacher zu verfolgen, da die Infrastruktur beim elfmaligen Männermeister schon vorhanden war. Dennoch musste Geld investiert werden in Auswärtsfahrten, Hotelübernachtungen und einen Trainerstab. Ein paar Profis wurden natürlich auch verpflichtet, doch schon im zweiten Bundesligajahr arbeitet der Verein im Frauen-Basketball professioneller als alle anderen Kontrahenten. Übrigens wurde auch die Party im selben Hotel gefeiert wie beim letzten Männertitel 2022.

Ein weiterer Entwicklungsfaktor ist die Spielstätte. Statt weiter in einer Trainingshalle vor maximal 400 Leuten am Spielfeldrand zu spielen, ging man nach dem Aufstieg auf die Suche nach einer eigenen Arena – und fand die in die Jahre gekommene Sömmeringhalle in Charlottenburg. Zum Saisonende war sie nun mehrfach komplett ausverkauft: 2400 Menschen, zumeist junge Familien, kamen regelmäßig, um Albas Frauen zuzujubeln – einmalig im deutschen Basketball. »Viele haben gesagt, zum Frauen-Basketball will keiner kommen«, erinnerte sich Ojeda. »Aber das Team hat immer mehr Leute angelockt. Diese Unterstützung machte jetzt den Unterschied aus. Dessen bin ich mir sicher.«

Nun muss Ojeda bald entscheiden, ob Alba nächste Saison im Europapokal spielt. Für die steigenden Reisekosten müssten Sponsoren aufkommen, denn »auch wir können nur das Geld ausgeben, das wir haben«. Für Leoni Kreyenfeld dürfte sich dann der nächste große Traum erfüllen, den sie vor zwei Jahren noch nicht einmal hatte. In ihrem Alter gehen deutsche Talente üblicherweise an ein College in den USA, um besser zu werden. Sie will zwar ebenfalls studieren, »aber ich tendiere dazu, bei Alba zu bleiben. Ich bin noch nicht bereit, diesen Weg zu verlassen«. Wahrscheinlich ist das der größte Nachweis, dass Alba den richtigen Weg eingeschlagen hat.

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