Ein Mann von gestern

Der Kohl-Enkel Johannes Volkmann wurde in den CDU-Bundesvorstand gewählt

Johannes Volkmann, Enkel von Altkanzler Helmut Kohl, beim CDU-Bundesparteitag in Berlin.
Johannes Volkmann, Enkel von Altkanzler Helmut Kohl, beim CDU-Bundesparteitag in Berlin.

Er ist jung und will nicht zurückblicken – und auch nicht einfach in die Fußstapfen der Alten treten. Johannes Volkmann hat es nicht gerne, wenn er auf seinen Großvater Helmut Kohl, den Ex-Kanzler, angesprochen und mit ihm verglichen wird. Er will die Welt mit einem eigenen Blick wahrnehmen – und nun auch aktiv mitgestalten.

Am Montag wurde der 27-jährige bisherige Kommunalpolitiker im Lahn-Dill-Kreis in den Bundesvorstand der CDU gewählt. Dort wolle er sich vor allem um die Belange der jungen Generation kümmern, versprach er in seiner Bewerbungsrede. »Die Ampel hat meiner Generation nichts anzubieten – außer vielleicht Cannabis«, sagte er. »Deshalb muss die Ampel weg.« Der CDU-Vorstand solle »die Weichen stellen, damit sich junge Menschen wieder auf die Zukunft freuen können«. Volkmanns Rede war von Floskeln durchzogen.

Tags darauf erläuterte er im »Deutschlandfunk«, wie sehr die junge Generation von der Politik desillusioniert sei und dass »das Wohlstandsversprechen der sozialen Marktwirtschaft« nicht mehr aufgehe. Jungen Menschen sei unklar, wie sie sich Wohlstand erarbeiteten sollten, meinte er.

Volkmann ist im mittelhessischen Atzlach aufgewachsen und hat Volkswirtschaftslehre am Bodensee, in England und China studiert. Vor allem das Auslandsjahr in China habe seinen Sohn sehr verändert, erzählt sein Vater Walter Kohl. Als hätte sich sein Kompass neu ausgerichtet. Freiheit sei zu einem seiner zentralen Themen geworden.

Doch auf dem Parteitag holten ihn die schnöden Diskussionen der Partei wieder ein. Das Werben für einen Kurs der Mitte, den einst Angela Merkel eingeschlagen hatte, wie ihn Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther empfiehlt, lehnt Volkmann ab. Das sei eine »Früher-war-alles-besser-Debatte«, die er nicht mehr führen werde. Man müsse nach vorne schauen.

Aber Volkmann ist ein Konservativer durch und durch. In seiner Programmatik geht es neben der Wohlstandssicherung, um Migrationsabwehr und militärische Abschreckung. Seine Ansichten sind rückwärtsgewandt. Volkmann strebt eine heile Welt für die weiße Mittelschicht an, wie es sie in den 1980er Jahren gab, dabei ist die Welt heute von Kriegen zerrüttet und vom Klimakollaps bedroht. Seine Agenda katapultiert ihn geradewegs in die Epoche zurück, in der sein Großvater die Geschicke der Politik lenkte.

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