Hört endlich auf, den Antisemitismus-Begriff zu verwässern

Marco Buschmann, Claudia Roth und jetzt Stark-Watziger: Sie alle nutzen den Vorwurf missbräuchlich und schaden so dem so nötigen Kampf gegen Judenhass

  • Pauline Jäckels
  • Lesedauer: 2 Min.

Schon wieder missbraucht ein Regierungsmitglied den Antisemitismus-Begriff. Erst im Februar sprach FDP-Bundesjustizminister Marco Buschmann von unwidersprochenem Antisemitismus »dort« bei der Berlinale. Auf mehrfache Fragen, welche Vorfälle er meine, hieß es dann, die Aussage beziehe sich ganz allgemein auf Antisemitismus – und nicht auf Geschehnisse beim Filmfestival. Auch die Grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth tat es ihm damals gleich – ohne konkret zu machen, was eigentlich antisemitisch gewesen sein soll.

Jetzt warf FDP-Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger den 370 lehrenden Unterzeichnern eines offennen Briefes zum Gaza-Protestcamp an der Freien Universiät Berlin vor, Antisemitismus zu tolerieren. Völlig am Statement vorbei – denn die Verfasser kritisieren nur, dass die Uni-Leitung die Polizei gerufen und die Studierenden Polizeigewalt ausgesetzt hat. Die Positionen der Aktivisten unterstützen sie darin gar nicht. Auf Fragen, worauf sich der Vorwurf genau bezieht, weigert sich Stark-Watzingers Sprecherin zu antworten.

Die fatale Folge: Nicht nur werfen die Politiker die Beschuldigten der Boulevardpresse zum Fraß vor, wie die jüngste »Bild«-Hetzkampagne gegen die Unterzeichner des FU-Statements noch einmal zeigte. Zusätzlich wird auf Dauer auch der Antisemitismus-Begriff völlig verwässert. Schaden nimmt der so notwendige Kampf gegen Judenhass.

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -