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Die Humanoiden kommen
Auf der Weltroboterkonferenz in Peking spielen menschenähnliche Roboter eine große Rolle
Bei seiner Abschiedsvorlesung blickte Rolf Pfeifer, Intelligenzforscher an der Universität Zürich, auf vergangene Zeiten zurück. Per Video-Konferenz wurden bekannte Wissenschaftler aus aller Welt zugeschaltet. Der wichtigste Gast saß jedoch neben seinem Erschaffer: »Roboy«, der Roboter. Ein Jahrzehnt später ist Pfeifer der prominenteste Teilnehmer der Weltroboterkonferenz, die diesen Mittwoch in Peking beginnt.
Pfeifer gilt in der Szene als geistiger Vater »humanoider« Roboter. Doch die großen Erwartungen, die mit Roboy und seinen Artgenossen verbunden waren, haben sich nicht wirklich erfüllt. Weder tragen Roboter die Post aus, noch pflegen sie Menschen im Altersheim, noch fliegen sie Passagierflugzeuge. Damit steht die Robotik in einer Reihe mit Computer, Internet und Künstlicher Intelligenz. Sie alle konnten die übergroßen Hoffnungen bisher nicht erfüllen. Seit Jahrzehnten sinkt die Wachstumsrate, nicht allein in Deutschland. Doch der technische Fortschritt trägt kaum zur Steigerung der Produktivität der Wirtschaft bei.
Dieses »Produktivitätsrätsel« konnten Ökonomen bislang nicht vollständig lösen. Geringe Nettoinvestitionen bremsen zwar die Entwicklung ebenso wie die Störanfälligkeit von Computersystemen und der Trend zu Dienstleistungen, in denen kaum Produktivitätswachstum möglich ist. Selbst der Produktivitätsfaktor Arbeit hat nur in geringem Maße zum Wirtschaftswachstum beigetragen, da die Arbeitszeit in den Industriestaaten über Jahrzehnte hinweg tendenziell gesunken ist.
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Pessimisten vertreten heute die These, schreibt Professor Volker Caspari, Volkswirt an der Goethe-Universität in Frankfurt, dass die Zeit großer innovativer Durchbrüche vorbei sei. Optimisten sind der Meinung, dass erst kommende Generationen diese Techniken so nutzen werden, dass die Produktivität rasant steigt.
Die Macher der »World Robot Conference« gehören offensichtlich zu den Optimisten, wie auch Chinas Präsident Xi Jinping, der eine Grußbotschaft und einige Minister entsendet. Im Mittelpunkt der Weltroboterkonferenz steht dabei die industrielle Anwendung. Bislang nutzt die Industrie vor allem klassische Industrieroboter, meist in Form von Knickarmrobotern. Auch sogenannte Cobots, kollaborative Roboter, sind viel im Einsatz, analysiert das Fachblatt »Automationspraxis«. Die Beweglichkeit beider Robotertypen mit ihren sechs Achsen ähnelt der eines menschlichen Armes.
Humanoide Roboter wie Pfeifers Roboy haben dagegen eine menschliche Statur und sind auch ähnlich groß und schwer. Damit eignen sie sich für Arbeiten in Umgebungen, die ursprünglich für Menschen konzipiert wurden. Erste Pilotprojekte laufen in Logistikunternehmen und der Automobilindustrie. So testet Mercedes den Einsatz eines Modells des US-Herstellers Apptronik: Apollo ist gut 1,70 Meter groß, wiegt über 70 Kilogramm und kann 25 Kilogramm heben. Er soll in der Produktion eingesetzt werden, etwa bei der Auslieferung von Montagesätzen an die Arbeiter am Fließband.
Es gebe viele weitere Einsatzmöglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette, heißt es in der neuen Marktanalyse »Humanoide Roboter in Operations« der Stuttgarter Unternehmensberatung Horváth. »Humanoide Roboter können in der Produktion und in der Logistik vor allem besonders arbeitsintensive, physisch anspruchsvolle und repetitive Aufgaben übernehmen.«
Als »repetitiv« werden kleinteilige Arbeiten bezeichnet, die sich ständig wiederholen. Ab 2025 sollen menschenähnliche Roboter für den industriellen Einsatz in Serie produziert werden. Sie hätten dann das Potenzial, mehr als 50 Prozent der manuellen Tätigkeiten in der Produktion zu übernehmen.
Doch auch Roboter haben ihren Preis. Aktuell sind die Anschaffungskosten für menschenähnliche Roboter noch höher als für einfache Industrieroboter. Horváth rechnet zur Markteinführung mit einem Preis von durchschnittlich 80 000 Euro. Durch die Serienproduktion soll der Beschaffungspreis deutlich sinken.
Hierzulande tritt die Robotikbranche im Inlandgeschäft »auf der Stelle«, heißt es beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Verunsicherte Kunden seien mit Investitionen zurückhaltend. Impulse erwartet die Branche 2024 nur aus dem Ausland. Zugleich seien chinesische Firmen in Europa im Kommen.
China zähle in der industriellen Automation zu den fortschrittlichsten Volkswirtschaften weltweit, betont der VDMA. Die Roboterdichte stieg dort im verarbeitenden Gewerbe zuletzt auf 392 Einheiten pro 10 000 Arbeitnehmer und zog fast gleich mit den 397 japanischen sowie den 415 deutschen Einheiten.
Zudem fördere Peking im Rahmen seiner Fünf-Jahres-Pläne gezielt eine qualitativ hochwertige Robotik-Industrie. Der Handelskonflikt mit den USA führe dazu, dass chinesische Unternehmen Service- und Vertriebsstrukturen rascher und verstärkt in Deutschland und der EU aufbauen werden.
Zur Weltroboterkonferenz werden neben Rolf Pfeifer über 1000 Experten aus aller Welt, 666 Aussteller und mehrere Hunderttausend Besucher erwartet.
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