• Kommentare
  • Kommentar zur Abschiebung nach Afghanistan

Legitimation für Taliban

Negin Behkam über Abschiebungen nach Afghanistan

28 Straftäter aus Afghanistan wurden abgeschoben.
28 Straftäter aus Afghanistan wurden abgeschoben.

Deutschland hat erstmals seit der Machtübernahme der Taliban Straftäter nach Afghanistan abgeschoben. Damit verletzt die Bundesrepublik ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen und legitimiert die Taliban.

Am frühen Freitagmorgen, wenige Stunden vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, ist ein Abschiebeflug mit 28 Straftätern nach Afghanistan gestartet. Und dies, obwohl alle wissen, dass seit der Machtübernahme der Taliban in Kabul im August 2021 die menschenrechtliche und humanitäre Situation in dem Land am Hindukusch katastrophal ist. Keine Straftat eines Geflüchteten legitimiert Abschiebungen in ein Land, in dem den Abgeschobenen Folter, außergerichtliche Hinrichtungen und Steinigungen drohen. Zu Recht wird das in der europäischen Menschenrechtskonvention untersagt. Denn Menschenrechte gelten uneingeschränkt für alle Menschen – auch für Straftäter.

Gleichzeitig mit diesem Flug schickt Deutschland ein fatales Zeichen und legitimiert eine Kooperation mit dem Taliban-Regime, das Frauen seit Neuestem sogar das Sprechen in der Öffentlichkeit verbietet. Die Abschiebungen nach Afghanistan sind vor allem für die Taliban eine gute Nachricht. Sie zeigen, dass westliche Staaten die Zusammenarbeit mit den Machthabern in Afghanistan suchen und auf sie angewiesen sein können. Bedauerlich ist auch, dass derartige fragwürdige Einsätze unter dem Label einer »feministischen Außenpolitik« in die Geschichte eingehen. Wie man das auch vermarktet: Islamismus und Terror kann man nicht bekämpfen, indem man mit Terrorregimen zusammenarbeitet.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.