Die Champions League hat zugelegt

Europas Königsklasse des Fußballs startet mit neuem Format in die Saison 2024/25

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 5 Min.
Wiedersehen im neuen Modus: Dortmunds Julian Ryerson und Vinicius Jr. von Real Madrid treffen in der Königsklasse erneut aufeinander.
Wiedersehen im neuen Modus: Dortmunds Julian Ryerson und Vinicius Jr. von Real Madrid treffen in der Königsklasse erneut aufeinander.

In Leverkusen könnte man sich mit Blick auf die Spielansetzung fast die Frage gestellt haben: Spielen wir dieses Jahr wirklich Champions League oder wurde der amtierende deutsche Meister fälschlicherweise wieder in die Europa League einsortiert? Am Donnerstag – eigentlich der Spieltag für die kleineren europäischen Fußballwettbewerbe – startet die Werkself bei Feyenoord in Rotterdam in den Europacup, um 18.45 Uhr. Dass es sich dabei tatsächlich um ein Champions-League-Duell handelt, liegt an einer von vielen Neuerungen, mit denen die Königsklasse des europäischen Fußballs in die Saison 2024/25 geht.

In Zukunft bekommt jeder europäische Pokal zum Start eine exklusive Woche, in der nur Spiele aus dem jeweiligen Wettbewerb ausgetragen werden. Die Champions-League-Hymne (die auch leicht verändert wurde) wird deswegen nicht nur an diesem Dienstag im Santiago Bernabeu erklingen, wenn der VfB Stuttgart bei Rekordsieger Real Madrid auf die europäische Bühne zurückkehrt, und am Mittwoch, wenn Vorjahres-Finalist Borussia Dortmund in Belgien beim FC Brügge gastiert, sondern auch am Donnerstag, wenn die Leverkusener gegen Feyenoord gefordert sind.

Ab dem zweiten Spieltag kehrt die Champions League dann zwar wieder zu ihren angestammten Dienstags- und Mittwochsterminen zurück. Trotzdem stehen weitere Änderungen an. Vorbei ist die Zeit der Gruppenphase: Statt 32 Teams aufgeteilt in Vierergruppen, aus denen sich jeweils die ersten beiden Teams für das Achtelfinale qualifizieren, gibt es ab dieser Saison einen Ligamodus mit 36 Mannschaften.

Es ist der Versuch der Uefa, noch mehr Geld aus der Königsklasse des Fußballs zu erwirtschaften. Durch die Aufstockung und den Wechsel zu einer Liga wird es zukünftig 64 Champions-League-Partien mehr geben. Das bedeutet mehr TV-Einnahmen und zusätzliche Vermarktungsmöglichkeiten. Die Uefa rechnet mit einem Anstieg der Einnahmen von zwei auf fast 2,5 Milliarden Euro. Allein für die Teilnahme erhält jeder Klub 18 Millionen Euro. Jeder Sieg bringt weitere zwei Millionen. Damit will die Uefa auch einer möglichen Super League den Riegel vorschieben. Seit 2021 drohen einige europäische Spitzenklubs – mal lauter, mal leiser –, eine eigene Liga zu gründen, um noch mehr Geld einnehmen zu können. Mit dem neuen Champions-League-Format will die Uefa dieser Idee endgültig den Garaus machen.

Während der Ligaphase absolviert jedes Champions-League-Team deswegen zukünftig acht statt wie bisher sechs Spiele. Dabei hat jede Mannschaft vier Heim- und vier Auswärtspartien gegen acht verschiedene Gegner. Hin- und Rückspiele gibt es in der Vorrunde nicht mehr. Wer gegen wen spielt, entscheidet vor allem der Uefa-Klubkoeffizient – ein weiteres Zugeständnis an Europas Topklubs, die aufgrund ihres guten Koeffizienten mit einfacheren Ligagegnern rechnen können. Die komplizierte Auslosung der Spielpaarungen übernimmt dabei seit diesem Jahr eine extra entwickelte Software. Auch die Zeiten, in denen altverdiente Fußball-Legenden in gläsernen Lostöpfen herumrührten, kleine Fußbälle auseinanderschraubten und Zettelchen in die Kamera hielten, sind damit zumindest in der Vorrunde passé.

Als Mannschaften mit einem hohen Koeffizienten durften sich vor allem Bayern München und Dortmund über machbare Spiele in der Ligaphase freuen. Die Münchner reisen aber auch nach Barcelona zum Wiedersehen mit Ex-Trainer Hansi Flick. Für die Borussia gibt es neben leichteren Gegnern auch die Neuauflage des letztjährigen Finales gegen Real Madrid. RB Leipzig und Leverkusen müssen dagegen schon in der Vorrunde jeweils gegen Liverpool, Inter Mailand und Atlético Madrid ran. Stuttgart trifft neben Real unter anderem auch noch auf Juventus Turin, Europa-League-Sieger Atalanta Bergamo und am letzten Spieltag der Ligaphase auf Paris Saint-Germain.

Das Ende der Vorrunde bietet dabei gleich mehrere Neuerungen. Weil es zukünftig acht statt sechs Vorrunden-Spieltage geben wird, steht erst im Januar 2025 fest, wer es in die K.o.-Phase der Champions League schafft. Wussten die Teams bis zur vergangenen Saison noch vor Weihnachten, ob sie den Sprung unter die besten 16 Mannschaften Europas geschafft haben, werden die letzten beiden Ligaspieltage künftig erst nach dem Jahreswechsel ausgetragen. Vor allem der letzte Spieltag hat es dabei in sich. Am Mittwoch, den 29. Januar, werden alle 18 Partien gleichzeitig um 21 Uhr stattfinden. Damit soll verhindert werden, dass Mannschaften im letzten Spiel nicht ihr Bestes geben, weil sie aufgrund vorheriger Ergebnisse bereits absehen können, welche Position sie in der Abschlusstabelle der Ligaphase einnehmen werden. Die ist nämlich entscheidend für das Weiterkommen.

Aus den acht absolvierten Spielen in der Liga wird eine Gesamttabelle aller 36 Teilnehmer erstellt. Während die ersten acht Mannschaften sicher im Achtelfinale stehen, treten die Teams auf den Plätzen neun bis 24 in zwei Play-off-Spielen gegeneinander an, um die anderen Achtelfinalisten zu ermitteln. Für alle Mannschaften ab Platz 25 ist die Europapokalsaison dagegen endgültig beendet. Einen »Abstieg« in die Europa League gibt es nicht mehr.

Ab dem Achtelfinale kommt die neue Champions League dann wieder deutlich vertrauter daher. Zwar können die Mannschaft auf den Plätzen eins und zwei aus der Ligaphase dank des neuen Turnierbaums erst im Finale wieder aufeinandertreffen. Ansonsten werden aber alle K.o.-Spiele wie gewohnt mit Hin- und Rückspielen ausgetragen, bis zum Finale, das am 31. Mai in München stattfinden wird.

Für die Fans hat die Uefa bei all den Neuerungen auch noch eine kleine Verbesserung parat. Nach großen Protesten in der vergangenen Saison sollen die Preise für Gästetickets in dieser Saison gedeckelt werden. In der Champions League sollen Auswärtsfans zukünftig maximal 60 Euro statt den bisherigen 70 Euro bezahlen müssen. In der kommenden Saison soll die Obergrenze dann sogar auf 50 Euro gesenkt werden. Fürs Finale in München gelten diese Preisgrenzen aber natürlich nicht.

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