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Kitas als Universallösung

Der Sozialbericht 2024 zeigt auf: Viele Probleme ließen sich durch ausreichend gute Kitaplätze beheben

Eine Lösung für mehrere Probleme: ausreichend Kita-Plätze
Eine Lösung für mehrere Probleme: ausreichend Kita-Plätze

Vermögensverteilung, Arbeitskräftemangel, Migration und Demokratieverständnis: das sind laut neuestem Sozialbericht die sozialpolitisch drängendsten Themen. Seit rund 40 Jahren gibt es den Report zu Lebensbedingungen und Einstellungen der Menschen in Deutschland. Das 400 Seiten schwere Dokument zeigt vor allem: Vermögen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen – insbesondere aufgrund der Entwicklung der Immobilienpreise – und weiterhin sehr ungleich verteilt.

Die Diskrepanzen zeigen sich insbesondere mit Blick auf West- und Ostdeutschland. Zudem hat das Risiko der Altersarmut überall leicht zugenommen. Der Bericht zeigt außerdem Optionen für die Bearbeitung des Arbeitskräftemangels auf: Würden Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Schutzsuchende sowie Mütter in dem Maße in den Arbeitsmarkt integriert, in dem sie sich das wünschen, sehe die Situation deutlich anders aus.

»Deutschland zählt zu den Spitzenreitern in Sachen Ungleichheit.«

Philip Wotschack Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

»Deutschland zählt im europäischen Vergleich zu den Spitzenreitern in Sachen Ungleichheit«, stellt Philip Wotschack vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung fest. Die durchschnittlichen Haushaltsvermögen sind in den zehn Jahren zwischen 2011 und 2021 um 39 Prozent gestiegen. Trotzdem besitzen die obersten zehn Prozent der Haushalte weiterhin 56 Prozent des deutschen Vermögens. Dafür sorgen insbesondere Schenkungen und Erbschaften, so Wotschack.

Ähnlich sieht es mit der Lohnentwicklung im Vergleich zum Armutsrisiko aus. Armutsgefährdet sind Personen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zum Leben haben. Nach einem Einbruch im Jahr 2022 sind die Löhne wieder gestiegen. Dafür sorgen nicht nur Lohnerhöhungen, sondern auch der Arbeitskräftemangel. Das Armutsrisiko ist dadurch aber nicht gesunken.

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»Einkommen ist eine volatile Größe, Vermögen aber eine Bestandsgröße«, ergänzt Markus M. Grabka vom Sozio-ökonomischen Panel. Die Ungleichheit ändere sich in Deutschland aufgrund der im internationalen Vergleich geringen Besteuerung von Vermögen so langsam. Ein Zusammenschluss aus Sozialverbänden und NGOs forderte deswegen erst Anfang Oktober eine Vermögenssteuer und eine Vermögensabgabe.

»Die Vermögens- und Einkommensungleichheit steht nicht direkt in Bezug zur großen Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie in Ostdeutschland«, resümiert Wotschack. »Sie geben aber Hinweise auf die Problemlagen der Menschen.« Weniger als die Hälfte der Bevölkerung in Ostdeutschland ist laut Erhebungen des Sozialberichts mit dem Stand der Demokratie zufrieden.

Geht es um die Bearbeitung sozialer Herausforderungen – sei es zum Beispiel Bildung, Integration oder Arbeitskräftemangel – kommt wiederholt das Thema Kindertagesbetreuung auf. 2023 hatten 26 Prozent der Menschen am Arbeitsmarkt Einwanderungsgeschichte und machten laut Statistischem Bundesamt 25 Prozent der Bevölkerung aus. Ihre Kinder erhalten aber trotz Bedarf deutlich seltener Kitaplätze als die Kinder von Personen ohne Einwanderungsgeschichte, was die (Arbeitsmarkt-)integration erschwert.

Könnten wiederum Mütter so viel arbeiten, wie sich laut Zahlen des Familiendemographischen Panels wünschen, könnten 645 000 zusätzliche Vollzeitstellen kreiert werden. Laut einer Befragung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) würden zum Beispiel Mütter achtjähriger Kinder gerne 30,2 Stunden arbeiten, arbeiten aber de facto durchschnittlich 24,6 Stunden. Damit sich das ändere, brauche es zuvorderst eine gute Ganztagesbetreung im Kita- und Schulbereich, außerdem mehr teilzeitnahe Vollzeitstellen und mehr Engagement von Vätern in der Sorgearbeit, so Martin Bujard vom BiB. Laut Bericht des Paritätischen sind derzeit 120 000 Kita-Stellen unbesetzt.

Ziel des Berichts sei, diverse Herausforderungen künftig sachlich informiert angehen zu können, fasst Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung, zusammen: »Der funktionierende Sozialstaat darf nicht schlecht geredet, gleichzeitig die vielen Baustellen nicht übersehen werden.«

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