- Kommentare
- Bundestag
Antisemitismus-Resolution: Bekenntnis zum Autoritarismus
Raul Zelik über die Antisemitismus-Resolution des Bundestags
Die Verabschiedung der Antisemitismus-Resolution ist ein weiterer Schritt Deutschlands nach rechts. Das Problem ist dabei selbstverständlich nicht, dass Antisemitismus bekämpft werden soll, sondern die Gleichsetzung von »jüdischem Leben« mit israelischen Staatsinteressen. Der Resolution zufolge sollen Organisationen, »die das Existenzrecht Israels infrage stellen, zum Boykott Israels aufrufen oder die BDS-Bewegung aktiv unterstützen«, nicht mehr finanziell unterstützt werden dürfen. Zudem bekennt sich die Resolution zur Ausschöpfung »repressiver Maßnahmen«, zu Organisationsverboten und der Exmatrikulation von Studierenden.
Das alles ist eine Farce. Auch viele jüdische Intellektuelle sind der Ansicht, dass Israels Besatzungspolitik nur durch internationalen Druck, sprich auch Boykott, beendet werden kann. Jedes Theater, das mit Autorinnen wie Naomi Klein Veranstaltungen organisiert, läuft von heute an Gefahr, seine Finanzierung zu verlieren. Und Organisationen, die einen ethnisch-religiös definierten jüdischen Staat ablehnen, können von deutschen Behörden als antisemitisch eingestuft werden.
Die globale Rechte, die Netanjahu für seinen Krieg gegen Muslime bewundert, berührt die Resolution nicht im Geringsten. Einwanderer hingegen, die für gleiche Rechte aller Menschen zwischen Jordan und Mittelmeer eintreten, werden der Polizeiwillkür ausgeliefert. Die Resolution ist eine fatale Botschaft zum 9. November.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.