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  • Rechtsextreme Jugendkultur

Das neue Rechts ist vor allem gegen links

Rechtsextreme Aktionsgruppen setzen sich in Berlin fest

Menschenfeindliche Schmierereien von rechts haben in diesem Jahr in Berlin stark zugenommen.
Menschenfeindliche Schmierereien von rechts haben in diesem Jahr in Berlin stark zugenommen.

In Berlin wächst eine neue, rechtsextreme Jugendkultur heran. Es sind Gruppen wie »Deutsche Jugend voran« (DJV), die »Nationalrevolutionäre Jugend« (NRJ) oder »Jung und Stark« (JS), die im vergangenen Sommer auch deutschlandweit in Städte reisten, um dort CSDs zu bedrohen. Die Dokumentationsstelle Cemas, die diese neu entstandenen Gruppen als »neue Generation von Neonazis« bezeichnet, machte Aufmärsche gegen Pride-Paraden in 27 Städten aus, wo – wie im August in Bautzen – bis zu 700 Rechtsextreme, die sich zuvor auf Social Media organisiert hatten, Drohkulissen gegen queere Menschen aufbauten.

In Berlin können diese Zahlen anscheinend noch nicht mobilisiert werden. Beim ersten Neonazi-Aufmarsch in Berlin seit vier Jahren im Oktober in Marzahn marschierten nur etwa 100 Menschen mit, die teilweise sogar aus Sachsen angereist waren. Doch auch in der Hauptstadt setzen sich diese Gruppen wieder in den Kiezen fest und gewinnen dort an Einfluss. Dieses neue rechtsextreme Selbstbewusstsein schlägt sich in den Zahlen von Berliner Dokumentationsstellen wie dem Berliner Register nieder, das Fälle von Diskriminierung und extrem rechten Aktivitäten dokumentiert.

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Aktionsorientiert, dynamisch

In diesem Jahr wurde ein deutlicher Anstieg der Zahl rechtsextremer Vorfälle verzeichnet, darunter Propaganda, Übergriffe und Gewalttaten. »Wir haben bisher circa 4400 Vorfälle dokumentiert. Letztes Jahr waren es um diese Zeit 1500 Vorfälle weniger«, sagt Jana Adam vom Berliner Register. Vor allem in den Berliner Ostbezirken habe sich die Zahl bestimmter Vorfälle teilweise verdoppelt. Das könnte auch an der losen Organisationsstruktur liegen, die sich stark von jener der alten Kader unterscheidet, die sich in klassischen neonazistischen Strukturen wie den freien Kameradschaften aus den 90er Jahren oder auch rechtsextremem Parteien wie dem III. Weg organisieren. DJV und NRJ seien vor allem »aktionsorientiert«, wie die Mobile Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus schreibt. Und Adam vom Berliner Register sagt, bei DJV handle es sich klar um eine »dynamische Gruppe«, was Mitgliederstruktur und Umfeld angehe, wobei die NRJ stabiler sei.

So kommt es, dass es viele Jugendliche gibt, die mal mitmachen und dann wieder verschwinden. Das macht es jedoch insgesamt schwierig, diese Gruppen zu erfassen. Wenn es zum Beispiel zu geplanten Sticker-Aktionen oder Schmierereien rechtsextremer Codes und somit zu einem plötzlichen Anstieg der Zahl entsprechender Propaganda-Meldungen kommt, ist es dann schwierig, dies einzelnen Gruppen zuzuordnen. Etwa 1300 dieser Meldungen wurden in diesem Jahr mehr erfasst als 2023 um dieselbe Zeit.

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»Es ist eine neue extrem rechte Jugendkultur entstanden«, sagt Adam. Diese habe »eine eigene Erlebniswelt aufgebaut, bestehend aus Kampfsporttrainings, eigenen Veranstaltungen und Demonstrationen, Social-Media-Accounts, Klebeaktionen sowie Einschüchterung von queeren und linken Jugendlichen«. Dabei suchten sie Jugendfreizeiteinrichtungen auf oder kundschafteten linke Treffpunkte. Das geben auch die Zahlen her: Ein größer werdender Teil der dokumentierten Fälle in Berlin richtete sich gegen Antifaschist*innen und queere Jugendliche, die bepöbelt und bedroht wurden. Diese Fälle seien um 130 auf bisher 611 gestiegen. Einzig tätliche Angriffe seien gegenüber 2023 mit derzeit 193 Fällen auf einem etwa gleichbleibenden Niveau geblieben.

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