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Selenskyj geht All in
Wolodymyr Selenskyj will mit dem Kursk-Tausch seinen Hals retten, meint Daniel Säwert
Wolodymyr Selenskyj geht ins Risiko. Er könne sich vorstellen, den von der Ukraine besetzten Teil des russischen Gebiets Kursk gegen einen Teil der von Russland besetzten Gebiete der Ukraine einzutauschen, verkündet er jetzt.
Überraschend kommt die Aussage nicht. Der Einmarsch nach Kursk diente nur diesem einen Zweck: ein Faustpfand für Verhandlungen mit Russland zu haben. Dafür schwächte der ukrainische Präsident seine Armee im Osten des Landes massiv. Überraschend ist höchstens der Zeitpunkt. In Kiew gilt die Devise, Gespräche nur aus einer Position der Stärke aufnehmen zu wollen. Davon sind die Ukraine und insbesondere Selenskyj selbst indes weit entfernt. Der lange als Held Gefeierte gerät zunehmend unter Druck. Seine Umfragewerte sinken, die Bevölkerung ist kriegsmüde und sehnt ein Ende der Kämpfe herbei, auch wenn dafür Gebiete abgetreten werden müssen.
Mit seinem Tauschangebot, das Russland postwendend ablehnte, ergreift Selenskyj die Flucht nach vorn und versucht, im Spiel um die Zukunft der Ukraine zu bleiben. Dafür könnte es zu spät sein. Aus Washington kommen immer mehr Signale, dass man sich mit Moskau direkt einigen könne. Neben dem außenpolitischen Abstellgleis drohen Selenskyj zudem Probleme im Inneren. Rechtsradikale Blut-und-Boden-Einheiten wie das Asow-Bataillon könnten sich gegen Selenskyj wenden. Vor solch einem Szenario hatte zuletzt Ex-Außenminister Dmytro Kuleba gewarnt: Wer bereit sei, Land abzugeben, riskiere sein Leben, politisch wie physisch.
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