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Papst Franziskus: Eine Diagnose ist nichts für die Öffentlichkeit
Medizinische Diagnosen haben nichts in der Öffentlichkeit zu suchen, findet Ulrike Henning
Tagesgenau werden die Krankheitsstadien des Papstes medienöffentlich diskutiert. Zwischen Computertomografie, Schlafqualität und Rosenkranz sind schon die offiziellen Mitteilungen des Vatikan hin- und hergerissen, nicht wenige Medien machen jede Nuance mit. Die Krise der katholischen Kirche zeigt sich auch hier: Der Heilige Vater darf nicht mehr in Ruhe krank sein, sondern sein Bild wird Kriterien weltlicher Wissenschaft unterworfen. Was für den Papst Recht ist, kann bei anderen Prominenten nur billig sein. So wissen wir auch, dass Norwegens König Harald erkältet ist. Die öffentliche Kenntnisnahme von Adduktorenzerrungen und Co. ist längst nicht mehr aktiven Profisportlern vorbehalten.
Was haben medizinische Befunde in der Öffentlichkeit zu suchen? Krankheiten sind eine harte Währung in der Aufmerksamkeitsökonomie. Sie verfestigen die Illusion, dass es Reichen und Einflussreichen genauso schlecht geht wie allen anderen gelegentlich, und alles andere wenig zählt. Ein ungesunder Trugschluss.
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