Wollen die Russen Frieden?

Daniel Säwert fragt sich, ob es der Kreml ernst meint mit einem Kriegsende in der Ukraine

Kriegsherr Wladimir Putin. Bei seiner Visite in Kursk trat Russlands Präsident erstmals im Kriegsgebiet in Tarnuniform auf.
Kriegsherr Wladimir Putin. Bei seiner Visite in Kursk trat Russlands Präsident erstmals im Kriegsgebiet in Tarnuniform auf.

»Meinst du, die Russen wollen Krieg?«, fragte der Dichter Jewgenij Jewtuschenko 1961 in seinem berühmten Gedicht und drückte damit seinen Wunsch nach Frieden aus. Heute lautet die Frage viel direkter: »Meinst du, die Russen wollen Frieden?«

Nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Druck Washingtons nachgegeben und sich zu einer 30-tägigen Waffenruhe bereit erklärt hat, steht Wladimir Putin in der Bringschuld. Doch statt das Blutvergießen mit einem schnellen und einfachen Ja vorerst zu beenden, spielt Russlands Präsident auf Zeit, schickt seinen Berater Jurij Uschakow und sogar den belarussischen Staatschef Lukaschenko vor, um die Öffentlichkeit mit widersprüchlichen Aussagen zu verwirren.

Dabei steigt der Druck auf den Kreml. China spricht sich schon länger für ein Kriegsende aus und selbst die Nato-skeptische Slowakei fordert eine Reaktion von Putin und endlich eine diplomatische Lösung. Die russische Staatsführung aber will ihre Karten ausreizen, schauen, wie viel sie durchsetzen kann. Der vorgeschlagene Waffenstillstand sei voreilig und berücksichtige Moskaus Interessen nicht ausreichend, heißt es. Putins Zustimmung hängt davon ab, ob er seine Kriegsziele im Wesentlichen erreicht sieht (wie auch immer die genau aussehen) und wie wirksam Zuckerbrot und Peitsche von Donald Trump sind. Was kann der US-Präsident für eine Zusage bieten und noch wichtiger, wie hart sind die Folgen eines Neins? Die USA würden »ohne zu zögern« mit Sanktionen Druck ausüben. Russland muss nun beweisen, dass es Frieden will.

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