»Die Rechte« löst sich auf

Einstiges Sammelbecken militanter Nazis gibt auf

Zu ihren besten Zeiten konnte »Die Rechte« hunderte zu Aufmärschen nach Dortmund mobilisieren.
Zu ihren besten Zeiten konnte »Die Rechte« hunderte zu Aufmärschen nach Dortmund mobilisieren.

2012 gründete der Neonazi-Aktivist Christian Worch mit den Resten der damals mit der NPD (heute: »Die Heimat«) verschmolzenen DVU die Partei »Die Rechte«. Als im Spätsommer 2012 neonazistische Kameradschaften in Aachen, Dortmund und Hamm verboten wurden, diente »Die Rechte« als Auffangbecken für die Neonazis. In Dortmund entfalteten die Neonazis als »Die Rechte« auch zahlreiche Aktivitäten. Bei den Kommunalwahlen 2014 und 2020 gelang ihnen der Einzug in den Stadtrat und mehrere Bezirksvertretungen. Über einen gewissen Zeitraum gelang es den Neonazis in Dortmund, Straßenaktivismus und Kommunalpolitik zu verbinden. Sie provozierten mit Aktionen genauso wie mit Ratsanfragen. Strafverfahren, eine aktivere Zivilgesellschaft und eine Überalterung der aktivistischen Strukturen führten in Dortmund zu einem Erlahmen der Aktivitäten. Mittlerweile sind zahlreiche Kader weggezogen. Manche bringen ihre Erfahrungen, wie Michael Brück bei den »Freien Sachsen«, in neue extrem rechte Strukturen ein.

Zum Jahresanfang 2023 gab der Dortmunder Kreisverband der »Rechten« seinen Wechsel zur »Heimat« bekannt. »Recherche Nord«, Expert*innen für die extreme Rechte berichten, dass der Wechsel vor allem auf eine Initiative von Thorsten Heise zurückgeht. Er habe die Unterstützung der Dortmunder beim Umstrukturierungsprozess der NPD zur »Heimat« haben wollen. Auf Seiten der Dortmunder Neonazis habe der Gründer des Kampfsportevents »Kampf der Nibelungen« Alexander Deptolla den Wechsel vorangetrieben.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Ohne die starken Strukturen in NRW waren die Aktivitäten der Partei schon beinahe zum Erliegen gekommen. Wahlantritte scheiterten an formalen Voraussetzungen. Anhänger der Partei fielen zuletzt vor allem als Angeklagte auf. In Bremen läuft seit dem Januar ein Prozess gegen drei Neonazis wegen eines Brandanschlags auf ein Kulturzentrum. Im letzten Jahr wurde ein Anhänger der Partei wegen eines Brandanschlags auf das Antifa-Café in Braunschweig verurteilt.

In Nordrhein-Westfalen versucht die »Heimat« zuletzt ihren Einfluss auf jugendliche Neonazis auszuweiten. Ein gewaltbereites Personenspektrum, wie Zahlen des NRW-Innenministeriums verdeutlichen. In einem am Mittwoch vorgestellten Lagebild zur extremen Rechten heißt es, die Zahl der Straftaten sei von 3549 im Jahr 2023 auf 5641 im vergangenen Jahr angestiegen. Unter den Tatverdächtigen waren 2023 100 Jugendliche. 2024 waren es 287.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.