Riccardo Simonetti: Queerfeindliche Kontinuitäten in Deutschland

In Deutschland gilt noch immer die Vorstellung, schwule Männer dürften nicht in die Nähe von Kindern, kommentiert Julian Daum

Der Moderator Simonetti ist momentan einem homofeindlichen Shitstorm ausgesetzt.
Der Moderator Simonetti ist momentan einem homofeindlichen Shitstorm ausgesetzt.

Deutschland als sicheres Land für queere Menschen war immer ein Mythos. Es reicht – wie dieser Tage eine Ankündigung des NDR über Riccardo Simonetti zeigt – weiterhin schlicht aus, schwul zu sein oder das eigene Geschlecht durch Kleidung und Ausdruck anders als die meisten Menschen auszudrücken, um die Verachtung für queere Menschen sichtbar zu machen.

Der seit Jahren offen homosexuell lebende und verheiratete Influencer und Moderator Simonetti soll in der nächsten Staffel der »Sesamstraße« einen Gastauftritt haben, wie der NDR am Mittwoch verkündete. In der Folge soll es laut Instagram-Post um »Self Empowerment« gehen, also um Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Dinge, für die auch Simonetti steht und die er auch in einem queeren Kinderbuch und zwei Büchern über seine Sexualität thematisiert hat.

Seit der Ankündigung, dass der 32-Jährige in der Kindersendung auftreten soll, hagelt es Hasspostings und schwulenfeindliche Kommentare. Kinder würden einer »Gehirnwäsche« unterzogen, man solle sie mit »wokem Mist« in Ruhe lassen. Dabei ist über den genauen Inhalt der Sendung noch gar nichts bekannt. »Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Deutschland erstmal abwartet, bis die Folge erscheint, bevor sie einen Skandal draus machen«, schrieb Simonetti dazu.

Allein die Tatsache, dass ein schwuler Mann in einer Kindersendung stattfinden soll reicht zur Skandalisierung. Mit dem Narrativ vom schwulen Pädophilen begründeten die Nazis übrigens die Verfolgung Homosexueller. Er hat sich bis heute gehalten.

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