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- Portugal erinnert an Nelkenrevolution
Wenn das Franziskus wüsste ...
Peter Steiniger zur Absage der portugiesischen Regierung an die Nelkenrevolutionsfeiern
An diesem 25. April begeht das Land den 51. Jahrestag des Sturzes der klerikal-faschistischen Diktatur, doch der konservativen Minderheitsregierung von Luís Montenegron ist nicht nach Feiern zumute. Die Minister haben ihre Teilnahme an allen Feiern der Nelkenrevolution abgesagt. Dabei beruft sich das Kabinett auf die dreitägige Staatstrauer, die aus Anlass des Todes von Papst Franziskus verhängt wurde. Als gute Katholiken, scheint es, können sie ihre Bestürzung und Trauer über die Rückkehr des 88-Jährigen »ins Haus des Vaters«, wie der Vatikan das Ableben des Heiligen Vaters am Ostermontag beschrieb, nicht mit Freudenakten verbinden.
Viele Portugiesen mit und ohne Konfession werden sich diesem Verzicht nicht anschließen. Zu Tausenden werden sie auf Lissabons Avenida da Liberdade strömen, um die Demokratie zu verteidigen und an die nicht verwirklichten Utopien der Revolution unter sozialistischen Vorzeichen zu erinnern. Das Parlament hält an seiner für Freitag geplanten Festsitzung fest, wobei auch der verstorbene Papst gewürdigt werden soll.
Und der Stadtrat von Lissabon wird eine Gedenkplakette für die im November verstorbene Kommunistin Celeste Caeiro enthüllen. Die Putzfrau hatte am Morgen des 25. April 1974 als Erste an aufständische Soldaten jene Blumen verteilt, die zum Symbol des Epochenwechsels wurden. »Wir feiern die Freiheit am richtigen Tag«, kritisiert Linksblock-Politikerin Mariana Mortágua die Enthaltung der Regierung. Deren Berufung auf den progressiven Papst ist so scheinheilig wie ihr Verhältnis zum 25. April.
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