Leo XIV.: Partner im Kampf gegen Ausgrenzung

Sebastian Weiermann über den neuen Papst

Der neu gewählte Papst Leo XIV., der US-Amerikaner Robert Prevost, steht nach dem Konklave auf dem Balkon des Petersdoms im Vatikan.
Der neu gewählte Papst Leo XIV., der US-Amerikaner Robert Prevost, steht nach dem Konklave auf dem Balkon des Petersdoms im Vatikan.

Das Brimborium, das um eine Papstwahl veranstaltet wird, ist befremdlich. Gerade aus dem gottlosen Deutschland betrachtet. Aber die katholische Kirche wächst. Robert Francis Prevost, der sich jetzt Leo XIV. nennt, ist das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholik*innen weltweit. Die Progressiven unter ihnen werden vermutlich mit einer langen Zeit der kleinen Reformen rechnen müssen. Prevost hat sich in der Vergangenheit nicht als Reformer gezeigt. Im Gegenteil, zur Frage von Frauen in klerikalen Ämtern merkte er an, dass die vermutlich für neue Probleme sorgen würden. Zu Homosexualität vertrat er in der Vergangenheit reaktionäre Positionen. Zur Aufklärung von sexualisierter Gewalt hat er in den USA und Peru mangelhaft beigetragen. Dass er nun zum großen Aufklärer und Reformer der Kirche wird, ist also unwahrscheinlich.

In anderen Fragen positionierte sich Prevost aber progressiv und könnte so dafür sorgen, dass die Kirche ein Partner der gesellschaftlichen Linken bleibt. Prevost stellte sich öffentlich gegen die US-Spitzenpolitiker JD Vance und Donald Trump. In Peru beteiligte er sich an Aktionen für Klimaschutz. Seine Namenswahl Leo XIV. erinnert an den sogenannten »Arbeiterpapst« Leo XIII. der die katholische Soziallehre massiv aufwertete.

Das sind Anknüpfungspunkte, die auch in Deutschland wichtig sind. Die Position der Kirche ist auch hier umkämpft. Zuletzt griff Bundestagspräsidentin Julia Klöckner die »NGO-Kirchen« an. Wenn aus Rom weiter, und vielleicht sogar noch stärker, ein Einsatz für Gerechtigkeit und gegen Ausgrenzung gepredigt wird, strahlt das auch auf die katholische Kirche in Deutschland aus. Das kann helfen. Kirchenasyl, der Kampf gegen Bezahlkarten und Grenzkontrollen – es ist gut, wenn eine möglichst große Zahl an Katholik*innen sich daran beteiligen. Ihr neues Oberhaupt wird es ihnen wohl kaum verbieten.

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