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Dritte Liga: Der Osten in Feierlaune
Dynamo Dresden steigt in die zweite Liga auf. Energie Cottbus und Hansa Rostock dürfen ebenfalls noch träumen
Es war 1.46 Uhr, als der Mannschaftsbus der SG Dynamo Dresden in der Nacht zum Sonntag vor der Trainingsakademie im Sportpark Ostra einbog. Die Scheinwerfer beleuchteten eine schwarzgelbe Wand aus Hunderten Fans, die seit Stunden ausgeharrt hatten, um ihre Aufstiegshelden zu empfangen. Mit Bengalos in den Händen winkten die Dynamo-Anhänger ihnen zu. Trotz einer 0:1-Niederlage beim SV Waldhof Mannheim steht Dynamo Dresden als Aufsteiger in die 2. Bundesliga fest. Ein Tag für die Geschichtsbücher. »Nie mehr 3. Liga!« sangen Spieler, Trainer und Fans in die kühle Dresdener Nachtluft.
Dynamo ist wieder zweitklassig, nach dem Selbstverständnis der Fans gehört der Klub dorthin, mindestens, besser wohl noch eine Klasse höher! Der achtmalige DDR-Meister hat noch immer eine riesige Fan-Schar in Mitteldeutschland und kann in der dritten Liga auf einen gigantischen Zuschauerschnitt von 28 899 Fans im heimischen Rudolf-Harbig-Stadion verweisen. Auch bei Dynamo-Auswärtspartien war das Gäste-Kartenkontingent in der Saison 2024/25 immer schnell vergriffen.
Nach Mannheim waren beachtliche 3800 Dynamo-Anhänger mitgereist. Beim Schlusspfiff gab es für sie trotz der Niederlage kein Halten mehr: Sie stürmten binnen Sekunden den Rasen, eine gelb-schwarze Woge der Ekstase flutete das Carl-Benz-Stadion. Bengalos tauchten die Szenerie in dichten Rauch, während sich Spieler und Fans in den Armen lagen, umringt von berittener Polizei und massenhaft Einsatzkräften, die versuchten, die Mannheimer Fans von den Dresdenern zu trennen.
»Wir haben’s gerockt!« freute sich Dynamos Mittelfeldspieler Vinko Sapina bei »MagentaSport«. Auch der Schweizer Trainer Erfolgstrainer Thomas Stamm war gerührt: »Da ist viel Freude, vor allem wenn ich sehe, wie viele langjährige Mitarbeiter, auch Spieler, die den Verein begleiten, in Tränen ausbrechen.« Stamm hat mit seiner besonnenen Art gleich in der ersten Saison geschafft, was sich Dynamo seit drei Jahren erträumt hatte: die Rückkehr in die zweite Etage des deutschen Fußballs. Nach zwei vergeblichen Anläufen gelang nun der Wiederaufstieg. Für die Schwarz-Gelben ist es der fünfte Zweitliga-Aufstieg nach 2004, 2011, 2016 und 2021. Am Sonntag feierten noch einmal Tausende die Mannschaft bei einem Aufstiegskorso am Terrassenufer.
Cottbus darf weiter hoffen, Rostock auch
Von einem Aufstieg in die 2. Bundesliga träumt man auch in Cottbus immer noch. Die wundersame Geschichte vom Regionalliga-Aufsteiger, der gleich durchmarschiert, kann dank der Patzer der Konkurrenz immer noch Wirklichkeit werden: Nach turbulenten Wochen hat die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter Wollitz das Tor zur Relegation wieder aufgestoßen. Mit einem 3:1-Sieg beim direkten Konkurrenten Hansa Rostock vor 27 500 Zuschauern zogen die Lausitzer sowohl an den Hanseaten als auch am 1. FC Saarbrücken (2:4 in Aachen) auf den dritten Platz vorbei.
Zuvor hatten die Lausitzer aus sechs Spielen nur vier Punkte erzielt, der Traum vom Aufstieg schien vielen schon unerreichbar. Nicht so Trainer Wollitz: »Ich habe immer gesagt, dass im Fußball bis zuletzt viel passieren kann, viel passieren wird. Ich hoffe, dass wir die Überzeugung haben, in der nächsten Woche vor dem eigenen Publikum noch mal alles rauszuhauen.«
Beim letzten Spiel der Saison geht es am Sonnabend im Stadion der Freundschaft gegen den FC Ingolstadt. Mit einem Heimsieg wären Platz drei und die Aufstiegsspiele erreicht, wenn der 1. FC Saarbrücken mit einem Sieg gegen Borussia Dortmund II nicht die derzeit um zwei Tore schlechtere Tordifferenz aufholt. Saarbrücken liegt punktgleich mit den drittplatzierten Cottbusern auf Platz 4.
Auch Hansa Rostock hat trotz der enttäuschenden Niederlage gegen Cottbus noch nicht alle Chancen auf die Relegation verspielt. Sieben Monate lang hatte sich der Zweitliga-Absteiger in der Tabelle der 3. Liga vom 18. auf den vierten Rang hochgearbeitet. Nach der Niederlage gegen Cottbus liegt Hansa nun auf Platz 5 zwar noch in Schlagweite, bräuchte allerdings neben einem Sieg im letzten Spiel bei Hannover 96 II auch noch Schützenhilfe von anderen Mannschaften: Nur bei gleichzeitigen Patzern von Rostock und Saarbrücken könnte Rostock noch den Relegationsplatz ergattern.
»Wir sind am Boden. Das ist eine Niederlage, die unheimlich weh tut«, sagte Hansa-Trainer Daniel Brinkmann nach dem Heimdebakel gegen Cottbus. »Wir werden ein, zwei Tage brauchen, um das Spiel zu verdauen. Aber wer uns kennt, wer mich kennt, der weiß, dass ab morgen positiv gedacht wird«, sagte Brinkmann. »Wir haben auch am letzten Spieltag noch die Chancen, einen Schritt zu machen.« Mit Agenturen
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