• Kultur
  • »Lost in Music« in Berlin

Interessieren Sie sich für Musik?

Hören, Lesen und Staunen: Die neue Reihe »Lost in Music« in Berlin

  • Niko Daniel
  • Lesedauer: 3 Min.
Jetzt mehr Soul: Jesper Munk
Jetzt mehr Soul: Jesper Munk

Und was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit? »Drogen nehmen«, »Kuscheln«, »gar nichts«? Derart wird in den üblichen Fragebögen nur sehr selten Auskunft gegeben und auch die berühmte Frage des Dichters Horst Tomayer »Interessieren Sie sich für Sexualität?« weder gestellt noch beantwortet. Was aber immer geht und auch sehr gut sein kann, ist: »Lesen« und »Musik hören«, wahlweise auch »Musik machen« und »Vorlesen«. Und genau das gibt es jetzt in Berlin im sehr praktischen Vorzugspaket: »Lost in Music« heißt eine neue Veranstaltung, die am kommenden Freitag in der Taz-Kantine stattfindet. Dabei geht es um »Geschichten aus der Popmusik« in Form von Lesungen und Livemusik. Autobiografisch oder biografisch oder auch völlig anders.

Ausgewiesene Musiker*innen spielen Musik oder lesen etwas über Musik vor oder Autorin*innen lesen und spielen Musik. Ganz so, wie Kraftwerk einst sangen: »Es wird immer weitergehen. Musik als Träger von Ideen«. Jetzt, da es keine Musikpresse mehr gibt, die einem das Bewusstsein erweitern kann, ist das wichtiger denn je. Veranstalter Markus Naegele hat früher bei Heyne Hardcore-Bücher über Popmusik verlegt, aber auch selbst Platten gemacht, als Sänger der Band Fuck Yeah (Post-Grunge) und als Solokünstler unter dem Namen Don Marco (Americana auf Deutsch). In den 90er Jahren wirkte er in der Indie-Szene von Frankfurt am Main, unter anderem als Redakteur der Zeitschrift »Superstar«, eines der besten BRD-Fanzines of all Times. Dieser Mann hat also wirklich Credibility.

»Lost in Music«-Abende gab es schon in München im »Live Evil« und in Hamburg im »Nochtspeicher«. Und jetzt kommt Berlin dran, am Freitagabend in der Taz-Kantine in Kreuzberg ab 20 Uhr. Es wird drei Lesungen und drei Konzerte geben, gemischt und hintereinander weg à 15 Minuten ohne Umbaupause.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Musik werden spielen: Brezel Göring mit seinem derben psychoanalyse-orientierten Garagenrock. Er war die andere Hälfte von Stereo Total und sein erstes Solo-Album nach dem Tod von Francoise Cactus schillerte als »ein ganz schön bewegendes Dunkelglanzstück«, wie es in dieser Zeitung hieß, außerdem war es selfempowernd, originell und lustig. Jesper Munk galt einmal als das größte Talent der deutschen Bluesrockszene und macht jetzt mehr Soul für junge Erwachsene. Bird Control sagen von sich, sie seien der »Future Sound of Trash«, vor 20 Jahren spielten ihre Mitglieder bei Mucus 2, Monochords und Jeans Team und jetzt machen sie »Moody Psychedelic Garage Punk«.

Lesen werden die Bassistin Julie Miess, die über Monster promoviert hat und bei Half Girl, Mutter, Britta und in der Band von Jens Friebe spielte. Ihre aktuelle Band heißt Motörcat, weil sie »ihre Liebe zu Katzen, Krach und Lemmy Kilmister vereint«. So eine ähnliche Band hat die Journalistin und Ausgehabend-Stilkone Jenni Zylka schon 2004 für ihren Debütroman »Beat Baby, beat!« erfunden. Sie schreibt für diverse Feuilletons, gehört der Jury des Grimme-Preises und kuratiert Filme für die Berlinale. Und Eric Wrede war früher DJ, arbeitete als Manager für Motor Music und wurde dann professioneller Bestatter, mit eigener Firma, Podcast und Buch als »Spiegel«-Bestseller (»The End – Das Buch vom Tod«). Platten werden auch noch aufgelegt, vom Musikjournalisten Martin Lippert: Soul, Disco, New Wave, Italo-Pop und zwar Vinyl-only.

Nein, die Popmusik wird an diesem Abend nicht beerdigt, ganz im Gegenteil: »We’re lost in music / Feel so alive / I quit my nine to five / We’re lost in music«, wie Sister Sledge einst sangen. Sehr gutes Lied, sehr gute Veranstaltung. Feel so alive.

Freitag, 30.5., 20 Uhr, »Lost in Music – Geschichten aus der Popmusik«, Taz-Kantine, Friedrichstraße 21, Berlin

Wir sind käuflich.

Aber nur für unsere Leser*innen. Damit nd.bleibt.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Werden Sie Teil unserer solidarischen Finanzierung und helfen Sie mit, unabhängigen Journalismus möglich zu machen.