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Operation »Spinnennetz«: Niemand wird im Kreml in Panik verfallen
Die Operation »Spinnennetz« ist ein gar nicht so »brillanter Erfolg«, meint Daniel Säwert
Was für ein Schlag gegen Russlands Luftwaffe. Mit der Operation »Spinnennetz« hat die Ukraine mehrere strategische Bomber tief im russischen Hinterland zerstört oder zumindest erst einmal kampfunfähig gemacht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobpreist die Operation, die anderthalb Jahre vorbereitet wurde, als »brillanten Erfolg«. Moskau hingegen versucht die Operation »Spinnennetz« kleinzureden. Wie groß der Schaden durch die ukrainischen Drohnen wirklich ist, lässt sich bisher nur vermuten.
Sicher ist hingegen, dass der Krieg davon nicht beeinflusst wird. Wie schon nach den Angriffen auf die Krim-Brücke 2022 und 2023 oder massiven Beschädigungen russischer Infrastruktur, die in Kiew sowie von vielen Journalisten als »Wendepunkt« gefeiert wurden, wird Russland seinen Krieg gegen das Nachbarland nicht einfach einstellen.
Die jetzt zerstörten Bomber, viele davon stammen aus den 1950er Jahren, haben ihre taktische Bedeutung größtenteils eingebüßt. Der Ukraine-Krieg ist der erste Drohnen-Krieg der Geschichte. Die unbemannten Flugobjekte sind für das Leben der Menschen in der Ukraine eine weitaus größere Gefahr als die alten Bomber.
Wie schon beim Einmarsch in das russische Gebiet Kursk im August 2024, der letztendlich zu einem verlustreichen Debakel für Selenskyj wurde, will die ukrainische Führung mit der Operation »Spinnennetz« nach innen und für die westlichen Verbündeten demonstrieren, dass man noch aktiv handeln und Druck auf Russland vor möglichen Friedensverhandlungen ausüben kann. Moskau seinerseits hat gelernt, mit solchen Angriffen umzugehen. Niemand wird im Kreml oder im Verteidigungsministerium in Panik verfallen. Für die Menschen in der Ukraine verheißt das nichts Gutes. Denn es bedeutet, dass die russischen Angriffe entlang der Front jetzt noch intensiver werden.
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