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Lieferdienste in Berlin: Selbst ist der Rider

Gerade wenn Politik und Gewerkschaften versagen, müssen sich die Beschäftigten selbst helfen

Ein Knochenjob war der Bringdienst schon immer. Dass sich an den Rahmenbedingungen nichts gebessert hat, ist ein Versagen.
Ein Knochenjob war der Bringdienst schon immer. Dass sich an den Rahmenbedingungen nichts gebessert hat, ist ein Versagen.

Man kann es nicht anders sagen: Politik und Gewerkschaften haben versagt. Seit sich Lieferdienste auf Berlins Straßen etabliert haben, hat sich an dem Grundproblem der Arbeitsausbeutung nichts geändert. In den zehn Jahren, in denen die Branche nun schon ihre Geschäfte macht, sind die Zustände eher noch schlimmer geworden.

Die Politik versagt, weil sie undurchsichtigen Subunternehmerketten keinen Riegel vorschiebt. Weil sie Firmen, die den Großteil ihrer Beschäftigten in womöglich illegale Scheinselbstständigkeit zwingen, nicht die Lizenz entzieht.

Die Gewerkschaften haben versagt, weil sie es bis heute nicht geschafft haben – unter tatsächlich widrigsten Rahmenbedingungen –, die Beschäftigten der Branche nennenswert zu organisieren. Mit gut organisierten Belegschaften ließen sich Mindeststandards über Tarifverträge erreichen. Lieferdienste stehen auf der Agenda der Gewerkschaften, wirklich nahegekommen ist man dem Ziel aber nicht.

Es waren immer wieder die unerfahrenen und bisweilen unbeholfenen Lieferkurier*innen, die aus ihrem eigenen Saft heraus teils spektakulär mit wilden Streiks aktiv wurden. Das hat zwar für mediale Aufmerksamkeit gesorgt, nachhaltig verbesserte Arbeitsbedingungen sind daraus aber nicht entstanden.

So ist es nur logisch, dass es mal wieder an einer ehemaligen Wolt-Fahrerin hängt, ihr individuelles Recht durchzusetzen. Die Kurierin war zeitweise für ein Subunternehmen unterwegs und hat nun die Muttergesellschaft verklagt. Der sogenannte Flottenpartner hatte sie nie bezahlt. Bis heute fehlen 3200 Euro. Showdown: Donnerstag, 13 Uhr vor dem Berliner Arbeitsgericht.

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