Die neue Klub-WM der Fifa und ihre gefährlichen Gewinner

Alexander Ludewig sieht in dem Turnier einen äußerst perfiden Ausverkauf des

  • Alexander Ludewig
  • Lesedauer: 4 Min.
Verstehen sich prächtig: US-Präsident Trump (r.) und Fifa-Boss Infantino
Verstehen sich prächtig: US-Präsident Trump (r.) und Fifa-Boss Infantino

Es war einmal eine Klub-WM, wie sie sinnvoller kaum hätte sein können: Die Sieger der sechs kontinentalen Meisterschaften und ein gastgebendes Team trafen aufeinander, um jedes Jahr den besten Fußballklub der Welt zu ermitteln. Warum dieser Wettbewerb in den USA derzeit erstmals mit 32 Teams und ausgedehnt auf einen Monat gespielt wird, ist mit zwei Worten zu erklären – Macht und Geld. Nach beidem giert Weltverbandspräsident Gianni Infantino pathologisch – bis hin zur Lächerlichkeit. Wie einen »kleinen Jungen zu Weihnachten« beschrieb Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International, den Fifa-Chef im Frühjahr an der Seite von Donald Trump, als er die Welt strahlend mit Selfies an seinem Besuch im Weißen Haus teilhaben ließ.

In der gefühlten Macht neben Scheichs, Staatschefs, Königen oder dem Papst sonnt sich Infantino, in der Fußballwelt herrscht er selber skrupellos – die Klub-WM ist das jüngste Beispiel dafür. Schon 2018 plante Infantino, den Fußball zu verkaufen: Investoren, deren Herkunft er verschwieg, wollte er für 25 Milliarden Dollar die Gestaltung des kompletten Spielplans überlassen. Damit scheiterte er ebenso wie drei Jahre später mit dem Ansinnen die WM der Nationalteams nicht mehr alle vier, sondern alle zwei Jahre auszutragen. Einerseits des Geldes wegen: Die letzte WM in Katar brachte der Fifa mehr als sieben Milliarden Euro ein. Andererseits geht es Infantino seit seiner Wahl 2016 zum Präsidenten darum, seinen Einflussbereich zu erweitern. Größter Gegner dabei: Europas Verband Uefa. Die Idee, die WM alle zwei Jahre zu spielen, war ein Angriff auf die EM, die versetzt um zwei Jahre zur WM im Vier-Jahres-Rhythmus gespielt wird.

Geld heilt alle Wunden

Voller Neid blickt Infantino auf die Champions League – der spannende, beliebte und ebenso einträgliche Vereinswettbewerb des europäischen Verbandes. Seine Antwort: die Klub-WM. Das 10:0 des FC Bayern gegen Auckland sagt viel über ihren sportlichen Wert. Dass Chelsea London vor 50 000 leeren Plätzen spielt und die Fifa Eintrittskarten verschenkt, zeugt von fehlendem Interesse. Und übertragen wollte die 63 Spiele lange auch niemand – bis DAZN die Rechte für eine Milliarde Dollar kaufte. Für die gleiche Summe erwarb Saudi-Arabien mit seinem Staatsfonds PIF kurz danach Anteile am Streamingdienst.

Von einer Diskussion über die zunehmende Belastung der Spieler ist kaum noch etwas zu hören. Sie war einst der Grund, warum Europas Vereine die Klub-WM nach ihrer Premiere im Jahr 2000 vier Jahre lang boykottierten. Damals war die Zahl der Spiele bei acht Teilnehmern noch überschaubar, die Antrittsgage von 2,5 Millionen Dollar aber auch. Im vergangenen Vierteljahrhundert wurden alle erdenklichen Wettbewerbe aufgeblasen und neue erschaffen. Dass nun auch noch die Sommerpause für ein einmonatiges Turnier geopfert wird, stört kaum jemanden – schließlich schüttet die Fifa jetzt eine Milliarde Dollar an Prämien aus.

Pervertiertes System

Das Geld macht viele zu Gewinnern, auf ihre Weise allesamt gefährlich. Der FC Bayern und Borussia Dortmund feiern die Klub-WM, beide interessierte es aber noch nie, wie viele Leichen ein Sponsor im Keller hat. In München finanzierte erst Katar den Fußball, jetzt Blutgeld aus Ruanda, beim BVB ist es der Rüstungskonzern Rheinmetall. Wenn die Bayern in den USA jetzt mehr als 100 Millionen Euro von der Fifa bekommen, macht es den schon verzerrten Wettbewerb in der Bundesliga nicht fairer. Ein Sieger ist Saudi-Arabien als Ausrichter der WM 2034 schon längst. Der äußerst großzügige Sponsor der Fifa sprang dem Weltverband diesmal kurzfrisitg zur Seite und wurde auch noch Sponsor der Klub-WM. Die ganzen Investitionen des Staatsfonds PIF in den Weltsport verdeutlichen zugleich die Perversion des Systems: Das Königshaus pumpt Milliarden in Länder, deren freiheitliche Lebensweise es im eigenen Land teilweise mit dem Tod bestraft. Und neben dem eines Auftragsmordes verdächtigten saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman steht Sonnenkönig Infantino und hält die Hand auf.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.