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Berliner BIM startet Bauteilbörse
Das landeseigene Unternehmen will so die Wiederverwendung von Baumaterialen verbessern
Wohin mit alten Stahlträgern, die zwar nicht mehr benötigt werden, aber eigentlich noch brauchbar sind? Diese nicht ganz alltägliche Frage stellte sich die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH. Das landeseigene Unternehmen hat eine Lösung gefunden. Die Stahlträger werden auf der neu geschaffenen Plattform für Bauteilauktionen feilgeboten. »Die Plattform ist ein Weg für die BIM, um ein größeres Maß an Wiederverwendung zu ermöglichen. Hier können wir Materialien vermitteln, die nicht in den Bauprojekten der BIM genutzt werden können«, so eine Sprecherin.
Für mindestens 133 Euro pro Stück können die Träger, die im Amtsgericht Tiergarten nicht mehr benötigt werden, ersteigert werden. Auch ein Bauwagen ist im Angebot. Neben solchen wahrlich großen Gegenständen bietet die BIM dort auch allerlei andere Baumaterialien an. Ziegelsteine unterschiedlicher Formate können Interessent*innen nach erfolgreicher Ersteigerung bei der Friedhofsverwaltung des Spandauer »Friedhof In den Kisseln« abholen. Aber auch Fensteroliven, Spiegel oder Wandleuchten können ersteigert werden.
Nicht für Privatpersonen
Häuslebauer, die auf günstige Baumaterialien hoffen, müssen enttäuscht werden. Teilnahmeberechtigt sind nur Gewerbetreibende oder Vereine. Wie die BIM auf Nachfrage erläutert, sei eine Weitergabe an Privatpersonen aus Haftungsgründen derzeit nicht möglich.
Die Auktionsplattform sei Teil des umfassenden Re-Use-Konzepts der BIM, wie das Unternehmen mitteilt. »Ziel ist es, die vorhandenen Ressourcen sinnvoll – sowohl innerhalb der von der BIM verwalteten Immobilienvermögen als auch regional – weiter zu nutzen und Abfall sowie den Verbrauch von Primärrohstoffen zu reduzieren«, teilt das Unternehmen mit.
Bereits vorher habe es eine interne Bauteilbörse gegeben, die für Rahmenvertragspartner der BIM geöffnet sei, um das angebotene Material in den kommenden Baumaßnahmen der BIM wieder einzusetzen.
Ziel zirkuläres Bauen
»Erste Vermittlungserfolge haben gezeigt: Die Branche ist bereit für zirkuläres Bauen«, sagt Matthias Hardinghaus, Geschäftsführer der BIM. Parkett aus einer Polizeistation sei etwa an einen Tischler gegangen, der dieses zur Herstellung individueller Tische verwende. Eine Rampe für Barrierefreiheit konnte durch die Bauteilauktion an ein Veranstaltungsunternehmen vermittelt werden.
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»Die Wiederverwendung von Baumaterialien aus Rückbau- und Sanierungsprojekten verbindet Klimaschutz mit Wirtschaftlichkeit. Mit der Bauteilauktion bieten wir eine praxisnahe Lösung, um CO2-Emissionen zu senken, Abfall zu vermeiden und Materialien in den Kreislauf zurückzuführen«, sagt Hardinghaus weiter.
Die Baubranche trägt in Deutschland erheblich zum Müllaufkommen bei. Laut Bundesumweltamt fielen etwa 2022 216,2 Millionen Tonnen an Bauschutt an. Das sind gut 63 Prozent des gesamten Netto-Abfallaufkommens von 324 Millionen Tonnen. Auch in Berlin kommen rund 60 Prozent des Abfalls aus der Bauwirtschaft. Seit 2023 gibt es die sogenannte Ersatzbaustoffverordnung, die Verwertung mineralischer Abfälle erstmals bundeseinheitlich regelt. Auch sie hat das Ziel, die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen voranzutreiben und Abfall zu vermeiden.
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