Supercup und Transfermarkt: Stuttgart fordert die Bayern heraus

Der VfB und die Münchner kämpfen dieser Tage gleich doppelt gegeneinander

  • Christoph Ruf, Stuttgart
  • Lesedauer: 4 Min.
Noch einmal gegen die Bayern und danach selbst ein Münchner? Nick Woltemade (l.) trifft mit Stuttgart auf den Rekordmeister um Min-Jae Kim.
Noch einmal gegen die Bayern und danach selbst ein Münchner? Nick Woltemade (l.) trifft mit Stuttgart auf den Rekordmeister um Min-Jae Kim.

Zwei Dinge gibt es, die man über die Arbeit der Verantwortlichen beim VfB Stuttgart sagen kann. Erstens: Seit Sportvorstand Fabian Wohlgemuth und Trainer Sebastian Hoeneß das Sagen haben, werden die bei den Schwaben nicht unüblichen großen Töne nur noch in Teilen der Vereinsgremien gespuckt. Die sportliche Leitung kommuniziert derweil genauso ruhig und seriös, wie sie hinter den Kulissen arbeitet. Und: Ausstiegsklauseln, die früher zu Stuttgarter Arbeitspapieren gehörten wie der Brustring zum Trikot, sind passé, seit Wohlgemuth für die Verträge verantwortlich ist.

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Abschied ohne Floskel

Fraglich ist es allerdings, ob Hoeneß jene, vor einigen Wochen getätigte Schlussfolgerung wiederholen würde. »Wir sind jetzt in der Lage, die Spieler zu halten, die wir halten wollen«, hatte der Trainer gesagt. Aber: Ohne Frage würde er gerne sowohl mit Mittelfeldspieler Enzo Millot als auch mit dessen stürmenden Kollegen Nick Woltemade weiterarbeiten. Doch der eine erlag derart dem Ruf des Geldes, dass er völlig vergaß, nach dem Wechsel zu Cristiano Ronaldo und dessen saudischem Klub Al-Ahli die Floskeln von der »neuen sportlichen Herausforderung« zu bemühen. Der andere würde wohl tatsächlich gerne in Stuttgart bleiben – wenn es nicht ausgerechnet der FC Bayern wäre, der ihn davon abhalten würde.

In München würde Nick Woltemade dann halt doch noch lieber spielen. Und das könnte er ja auch widerstandslos, wenn er nicht einer jener Spieler wäre, die keine Ausstiegsklausel mehr im Vertrag haben, weshalb gerade zwischen Stuttgart und München mal wieder über eine Ablöse verhandelt wird. Nach Informationen des Bezahlsenders »Sky« war dem VfB Mitte der Woche das einstweilen letzte Angebot der Bayern über 60 Millionen Euro nebst »Weiterverkaufsbeteiligung« noch nicht hoch genug.

Verbot vom Trainer

Wenn es nach Trainer Hoeneß geht, brauchen die Bayern auch gar keine weiteren Versuche zu unternehmen, Woltemade aus Stuttgart wegzulotsen: »Wir haben immer wieder betont, dass er ein ganz wichtiger Teil unserer Mannschaft ist. An der Sachlage hat sich überhaupt nichts verändert.« Er habe zudem nicht den Eindruck, dass Woltemades Leistungen unter der Situation leiden könnten: »Da hat sich jetzt nichts so entwickelt, dass ich das Gefühl hätte, entsprechend reagieren zu müssen.«

Nun wird erst mal Fußball gespielt. Und Woltemade wird am Sonnabend im Supercup nach Stand der Dinge das Trikot der Stuttgarter tragen, die sich als Pokalsieger für das Spiel gegen den Meister aus München qualifiziert haben.

Dass beide Teams deshalb erst später – und das mitten in der Woche – in den DFB-Pokal einsteigen, ist den aktiven Fans ein Dorn im Auge. Die VfB-Ultras werden der Partie am Sonnabend in der heimischen Arena deshalb aus Protest fernbleiben – und begleiten ihr Team nun am 26. August zum DFB-Pokal-Erstrundenspiel nach Braunschweig, an einem Dienstag. Tatsache ist allerdings auch, dass sich viele VfB-Fans, die die Reise nach Braunschweig sowieso nicht angetreten hätten, über das Kräftemessen mit den Bayern freuen. Zumal beide Mannschaften in ihrer aktuellen Bestbesetzung auflaufen dürften – ein echter Härtetest also vor dem Ligastart am darauffolgenden Wochenende.

Kluge Einkaufspolitik

Bei der Suche nach Verstärkungen ist sich der VfB auch in diesem Sommer seiner Einkaufspolitik treugeblieben und hat bislang ausschließlich junge, entwicklungsfähige Spielern nach Stuttgart geholt: Der 25-jährige Verteidiger Lorenz Assignon kam von Stade Rennes, Mittelfeldmann Chema Andres ist 20 und von Real Madrid, der 18-jährige Flügelstürmer Lazar Jovanovic kam von Roter Stern Belgrad und der ein Jahr ältere Noah Darvich vom FC Barcelona.

Dass auch die beste Strategie an ihre Grenzen stößt, wenn mit entsprechend vielen Geldscheinen gewedelt wird, wissen sie aber natürlich auch beim VfB, der dem Zweitligisten 1. FC Nürnberg schon bald den zweiten hochkarätigen Nachwuchsmann wegkaufen könnte: Nach dem 19-jährigen Finn Jeltsch, der im Winter geholt wurde, hat man jetzt den drei Jahre älteren Caspar Jander an der Angel.

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