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Die vergessene Profession
Ulrike Henning sieht die Pflege politisch abgehängt
Obwohl im Bundestag am Donnerstag zwei Gesetze zur Pflege auf der Tagesordnung standen, ist die ganze Profession von ihrer Stärkung weiter entfernt denn je. Das liegt nicht nur daran, dass es lange brauchte, bis die Themen überhaupt auf die parlamentarische Tagesordnung kamen. Endlich soll die Ausbildung zu den Assistenzberufen bundesweit vereinheitlicht werden, und endlich sollen auch die fachlichen Kompetenzen von Pflegekräften ausgedehnt werden. Und endlich soll auch bei der Bürokratie entlastet werden.
Letzteres aber schon mal nicht in den Krankenhäusern. Bis zu drei Stunden täglich haben Fachkräfte in Kliniken mit administrativen Aufgaben zu tun. Schon eine Stunde weniger entspräche 47 000 Vollzeitkräften, die für die direkte Patientenversorgung zur Verfügung ständen.
Bei neuen Befugnissen wird ebenfalls eher vorsichtig vorgegangen. Wie absehbar stehen etwa Ärztegruppen für die Medikation oder der Medizinische Dienst in Sachen Pflegebegutachtung auf dem Sprung, möglichst wenige der eigenen Kompetenzen abzugeben. Es ist fraglich, wie Deutschland das erreichen will, was anderswo mit »fortgeschrittenen Pflegekräften« längst üblich ist, nämlich eine Entlastung von Hausärzten und eine hohe Patientenzufriedenheit.
Nicht nur die beiden Gesetze, an denen noch gefeilt werden kann, sind ein Warnsignal. In einem weiteren Entwurf zur Krankenhausreform sollen sogar Pflegepersonaluntergrenzen deutlich geschwächt werden. Und in die Enquetekommission zur Aufarbeitung der Pandemie wurde die Berufsgruppe erst gar nicht einbezogen.
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