- Kommentare
- Fridays for Future
Klimaschutz ist out
Fridays for Future protestiert weiter – weil die Politik die Einsparung von klimaschädlichen Emissionen vernachlässigt
Fridays for Future ist so lebendig wie vor drei Jahren, als bei den Aktionstagen Hunderttausende auf die Straßen gingen, um mehr Klimaschutz zu fordern. Der Bewegung gelingt es, dem Zeitgeist zu trotzen – obwohl das Thema Klimaschutz weitgehend aus dem Fokus der Bundespolitik verschwunden ist. Stattdessen dominieren Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten die Schlagzeilen; es geht um Wehrhaftigkeit, Aufrüstung und geopolitische Bedrohungen: Putins Aggression im Osten, Trumps Erpressungspolitik im Westen.
Gleichzeitig inszeniert sich der rechte Konservatismus mit einfachen Antworten und der Nostalgie nach einer vermeintlich stabilen Vergangenheit – einer Welt, die über Jahrzehnte für viele »gut genug« funktionierte.
Zwar stellt sich in Deutschland niemand aus der Regierung so offen gegen den Klimaschutz wie Donald Trump. Doch der Klimaschutz spielt schlicht keine Rolle mehr. Kanzler Friedrich Merz (CDU) brachte das im Juli auf den Punkt, als er erklärte, Deutschland könne als Vorreiter ohnehin nichts ausrichten. Diese Haltung lässt den Kurs der Untätigkeit alternativlos erscheinen – doch sie ist nichts anderes als Realitätsverweigerung.
Denn der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran. Das 1,5-Grad-Ziel gegenüber der vorindustriellen Zeit ist wohl schon verfehlt. Eine weitere Erwärmung der Atmosphäre droht, das Klima weltweit aus dem Gleichgewicht zu bringen – mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Doch Merz und seine Regierung ducken sich weg.
Gerade deshalb ist es bemerkenswert, dass Fridays for Future weiterhin präsent ist. Der außerparlamentarischen Bewegung gelingt es, Impulse zu setzen, Debatten anzustoßen – und so dafür zu sorgen, dass der Klimaschutz nicht in Vergessenheit gerät.
Viele hatten wohl nicht damit gerechnet, dass am Samstag erneut Zehntausende Menschen bundesweit auf die Straße gingen, um gegen die fossile Energiepolitik der Regierung zu protestieren. Das ist umso beachtlicher, als viele andere linke Bewegungen – wie Occupy, Extinction Rebellion oder Black Lives Matter – zwar kurzfristig große Aufmerksamkeit erlangten, dann aber schnell an Schlagkraft verloren.
Fridays for Future dagegen ist beständig. Die Bewegung setzte zuletzt auch im Bundestagswahlkampf Akzente, etwa mit ihrem Einsatz für eine solidarische Gesellschaft. Sie ist da – lebendig, entschlossen, unbequem. Und sie ist bereit, als Korrektiv einer politikvergessenen Gegenwart zu wirken, damit kommende Generationen eine lebenswerte Zukunft haben.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.