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Die Zeit für einen Wechsel in Dortmund war reif
Sebastian Weiermann über die Wahlniederlage der SPD in Dortmund
Fast 80 Jahre stellte die SPD den Oberbürgermeister in Dortmund. Zu gendern ist hier übrigens nicht nötig. Es waren 79 Jahre lang sozialdemokratische Männer. Männer, die lange einen speziellen Habitus hatten, den man freundlich als breitbeinig bezeichnen kann. Man kann es allerdings auch deutlicher sagen, es waren oft genug Macker, die sich wie die Könige von Dortmund aufführten. Hier auf dem Fußballplatz ’ne Bratwurst gegessen, da ’ne Million Fördergeld verteilt, das reichte lange, um Wahlen zu gewinnen. Dass nun mit Thomas Westphal ausgerechnet ein Sozialdemokrat die Oberbürgermeisterwahl verloren hat, der nicht so aufgetreten ist, kann einem leidtun.
Die Niederlage der SPD in Dortmund wird wohl in den kommenden Tagen breit besprochen. Eine These, die dann oft anklingen wird, die Sozialdemokrat*innen hätten sich vor Ort nicht hart genug gegen öffentliches Elend und Armutszuwanderung gestellt. Sören Link, der harte Hund der Ruhrgebiets-SPD hätte mit seinem fast 80-Prozent-Sieg gegen die AfD in Dusiburg doch gezeigt, wie es geht.
Möglicherweise hätte ein bisschen mehr Law and Order auch der Dortmunder SPD zum Sieg verholfen. Aber wohl nicht nachhaltig. Für Sicherheit und Ordnung wählt man nicht die SPD. Wie man einen erfolgreichen Wahlkampf führt, zeigte stattdessen die junge Sozialdemokratin Miriam Scherff: mit einem Versprechen von Wärme und Zusammenhalt erzielte sie in Wuppertal 75 Prozent der Stimmen gegen einen CDU-Kandidaten.
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