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Gaza-Gespräche: Kein Fall für ein Basta
Wolfgang Hübner über die Verhandlungen zwischen Israel und Palästinensern
Es war ein Schock, als vor zwei Jahren nach und nach das Ausmaß der Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel bekannt wurde. Die Dimension der Gewalt konnte niemanden kaltlassen, der nicht völlig abgestumpft ist. Und der Gedanke, dass entführte Geiseln getötet oder zum Teil bis heute gefangen gehalten und gequält werden, ist unerträglich. Genauso unerträglich ist aber auch das Ausmaß der Gewalt, mit der Israels Streitkräfte seitdem nicht nur gegen die Hamas und andere islamistische Milizen vorgehen, sondern gegen die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens – unter der politischen Führung einer stramm rechten, teils rechtsextremistischen Regierung. Die Traumata sitzen auf beiden Seiten tief, womöglich auf Generationen hinaus.
Dass nun ein Ende des Tötens möglich scheint, ist ein Fortschritt. Immerhin ist US-Präsident Trump mit seinem 20-Punkte-Plan von einigen seiner Verrücktheiten abgerückt – etwa der Aussiedlung aller Palästinenser und der Errichtung eines großen Freizeitparks in Gaza. Womöglich gibt es im Weißen Haus doch noch ein paar halbwegs realistische Berater.
Aber selbst wenn es demnächst zu einem Friedensabkommen kommt, bleibt Skepsis angebracht. Allein schon wegen einschlägiger Erfahrungen mit der Halbwertzeit von Friedenslösungen im Nahost-Konflikt. Und wenn der Wiederaufbau in Gaza von Trump persönlich überwacht werden soll, ist völlig klar, wer da sein Geschäft machen will. Privat geht vor Völkerrecht. Ein stabiler Frieden ist aber weit mehr als eine Basta-Angelegenheit, er erfordert diplomatische Geduld und geduldige Diplomatie. So könnte der Trump-Plan im besten Falle ein Anfang sein. Die eigentliche und langwierige Friedens- und Versöhnungsarbeit beginnt erst noch.
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