Sparen bei der Bildung: Von der Schulbank in die Putzkolonne

Patrick Lempges über kreative Sparmaßnahmen im Bildungssektor

Wenn es nach Richard Arnold (CDU) gehen soll, sollen die Kinder ihre Schulen putzen.
Wenn es nach Richard Arnold (CDU) gehen soll, sollen die Kinder ihre Schulen putzen.

Im Windschatten der Debatte um die Wehrpflicht und sonstige Zwangsdienste kam es im Ländle zu einer wahren Blüte zur Nutzung kindlicher Arbeitskraft. Der Oberbürgermeister Schwäbisch Gmünds, Richard Arnold (CDU), sprach sich dafür aus, dass Schüler*innen ihre Schulen selbst putzen sollen. Angesichts klammer Kassen in den Kommunen sei dies ein Mittel, den Kindern und Lehrkräften »ein Stück Verantwortung« wiederzugeben und gleichzeitig bei den 4,5 Millionen Euro zu sparen, die die Stadt jährlich für die Reinigung ausgibt.

Nur hat Arnold ebenfalls gesagt, dass die Summe für die Reinigung von Schulen, aber auch von Kitas und anderen öffentlichen Gebäuden ausgegeben werde. Es ist zu bezweifeln, dass die Kleinen in den Kitas professionelle Putzkräfte abgeben. Wobei – mit ihren kleinen Fingern könnten sie durchaus in die letzten Ecken kommen. Beim Sparen sollte man die Kreativität eines konservativen Schwaben nie unterschätzen! Noch besser wäre nur, Kinder für Straßenbau und Müllabfuhr einzusetzen – das spart noch mehr Geld und die Schulbusse gleich mit.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, Kindern beizubringen, Sauberkeit zu halten, wenn sie Dreck hinterlassen. Dies befindet sich bereits jetzt im Repertoire der Lehrkörper – ersetzt aber keine professionelle Reinigung. Statt möglichst kreative Wege zu finden, Ausgaben im Bildungssektor einzusparen, sollte der Fokus auf der Einnahmemisere liegen. Die Politik der leeren Kasse ist neoliberale Inszenierung. Sie ist die natürliche Folge verringerter Einnahmen nach Föderalismusreformen und Schuldenbremse.

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