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Ausschluss russischer Athleten: Sippenhaft im Skisport
Christian Klemm hält den Ausschluss russischer Athleten von internationalen Wettbewerben für falsch
Russenphobie im internationalen Skizirkus: Der Internationale Ski- und Snowboardverband (FIS) hat russische und belarussische Athleten von seinen Qualifikationswettkämpfen für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele im kommenden Jahr ausgeschlossen. Selbst ein Start als neutrale Einzelathleten ist nicht gestattet. Der Grund: der mörderische Angriffskrieg Moskaus gegen die Menschen in der Ukraine.
Doch was kann ein Spitzenathlet aus Kasan oder Wladiwostok für Verbrechen, die ein unbelehrbarer alter Mann im Kreml anrichtet? Wenn ein Sportler sich nicht an einem Krieg beteiligt hat, ihn weder gutheißt oder dazu aufruft – dann muss er an einem Sportereignis teilnehmen dürfen. Egal woher er kommt. Alles andere wäre Sippenhaft.
Als die USA 2003 den Irak zum wiederholten Male angriffen, hat die FIS weder Lindsey Vonn noch Bode Miller von ihren Wettbewerben ausgeschlossen. Zugegeben, Israel ist nicht gerade die Wintersportnation schlechthin, hat aber mit Barnabás Szőllős einen passablen alpinen Skiläufer. Hat die FIS zuletzt den Gedanken geäußert, diesen Mann künftig nicht starten zu lassen, weil die Regierung in Tel Aviv einen Vergeltungskrieg gegen die Palästinenser führt?
Die FIS teilt Sportler nach ihrem Reisepass in gute und schlechte Menschen ein. Das zeigt nicht nur eine Doppelmoral der verantwortlichen Funktionäre. Es ist auch unfair den Athleten gegenüber. Und Fairness sollte eigentlich die Grundlage jedes Sports sein.
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