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Hussein Al-Scheich: Abbas’ Kandidat

Hussein Al-Scheich soll an die Spitze der Palästinensischen Autonomie­behörde treten

  • Oliver Eberhardt
  • Lesedauer: 2 Min.
Hussein Al-Scheich soll, wenn es nach Mahmud Abbas geht, dessen Nachfolger werden.
Hussein Al-Scheich soll, wenn es nach Mahmud Abbas geht, dessen Nachfolger werden.

In der palästinensischen Öffentlichkeit ist Hussein Al-Scheich extrem unbeliebt; viele sehen ihn als Marionette der israelischen Besatzungsmacht. Trotzdem soll der 64-Jährige bald Präsident Mahmud Abbas nachfolgen. Bereits im April hatte das mittlerweile 89-jährige Staatsoberhaupt Al-Scheich zum stellvertretenden Präsidenten ernannt. Nun hat Abbas per Dekret verfügt, dass Al-Scheich für 90 Tage Präsident wird, falls er selbst zurücktreten oder nicht mehr in der Lage sein sollte, das Amt auszuüben.

Al-Scheich gilt als enger Vertrauter von Abbas, mit einer Jahrzehnte langen Historie innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). In seiner Jugend verbrachte er elf Jahre in israelischen Gefängnissen; weshalb, ist unbekannt. Seit 2007 leitet er die Behörde für zivile Angelegenheiten, die unter anderem die Einreisegenehmigungen mit den israelischen Behörden koordiniert.

Damit hatte Al-Scheich in den vergangenen 18 Jahren einen sehr großen Einfluss auf den Alltag der Bevölkerung: Einfache Arbeiter wie hochrangige Politiker und Diplomaten waren von seinem Wohlwollen abhängig. Sein schlechter Ruf rührt vor allem aus dieser Position. Auf der anderen Seite genießt Al-Scheich großes Ansehen in der palästinensischen Polizei und beim Geheimdienst.

Dass er nun auch Präsident werden soll, dürfte dem Ansehen der Abbas-Regierung eher schaden als nutzen. Offiziell handelt es sich nur um eine Formsache. Laut Artikel 37 der Verfassung würde der Parlamentssprecher das Präsidentenamt ausüben, falls der Amtsinhaber ausfällt. Nach 90 Tagen müssten dann Wahlen stattfinden. Doch gewählt wird in Palästina schon lange nicht mehr.

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