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Guy Peleg: Orchestrierter Volkszorn in Israel
Der renommierte Enthüllungsjournalist Guy Peleg braucht Personenschutz
Guy Peleg ist juristischer Korrespondent des israelischen Senders Channel 12 und hatte im August 2024 ein Video öffentlich gemacht, das Verbrechen gegen einen Palästinenser im berüchtigten Militärlager Sde Teiman zeigt: Soldaten schirmen den Wehrlosen mit Schilden ab, während sie ihn sexuell misshandeln. Sein Material erhielt Peleg von einer Quelle aus dem Militärjustizapparat. Kürzlich trat deshalb die oberste Militärstaatsanwältin Jifat Tomer-Jeruschalmi zurück, die einräumte, das Video weitergegeben zu haben, um eine Kampagne mit Falschbehauptungen des Militärs zu widerlegen. Fünf Reservisten sind wegen der Verbrechen angeklagt, die juristische Aufarbeitung wird allerdings verschleppt. Die Männer reisen seitdem durchs Land und werben für Verständnis.
Der heute 56-jährige Peleg profilierte sich früh als Polizeireporter und führte exklusive Gespräche mit Akteuren der organisierten Kriminalität. Seine Recherchen, darunter Enthüllungen über illegale Aktivitäten hochrangiger Regierungsmitglieder bis hin zu Premier Benjamin Netanjahu, stießen auf heftige Reaktionen – aus Sicherheitsgründen hat er Personenschutz. Der ist derzeit wieder nötig: Rechtsradikale Aktivist*innen verfolgen Peleg wegen des Leaks zu Sde Teiman bei Auftritten, halten ihn auf der Straße an und drohen ihm öffentlich. Nach einem Vortrag in Tel Aviv bedrängte ihn vergangene Woche eine Gruppe vor laufender Kamera: »Guy Peleg, du wirst überall auf der Welt Polizeischutz brauchen«. Der Journalist zeigt sich jedoch mehr beunruhigt über Kontakte der Protestierer zu führenden Regierungsmitgliedern.
Die mögliche Straffreiheit der mutmaßlichen Vergewaltiger von Sde Teiman ist auch für die Beurteilung von Waffenlieferungen aus Deutschland von Bedeutung. Die Bundesregierung hatte im Rahmen der Klage aus Nicaragua in ihrer Stellungnahme beim Internationalen Gerichtshof erklärt, Israel müsse zunächst selbst die Möglichkeit erhalten, Vorwürfe im Zusammenhang mit möglichen Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht zu prüfen. Der von Guy Peleg berichtete Fall ist der einzige, den das Auswärtige Amt auf mehrfache Nachfrage der Linke-Abgeordneten Gökay Akbulut dazu nennen kann – verfolgt werden derzeit aber jene, die ihn öffentlich machten.
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