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Berliner LL-Demo: Rosa und Karl jetzt auf Aluminium
Bezirksamt ersetzt gestohlene Bronzeplatten an der Gedenkstätte der Sozialisten
Der sozialistische Jahresauftakt 2026 ist gesichert. Nicht nur die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration zur Gedenkstätte der Sozialisten im Berliner Bezirk Lichtenberg kann wie geplant stattfinden. Auch die Gräber von zehn prominenten Kommunist*innen und Sozialist*innen werden bis dahin wohl erneuert sein. Im März waren ihre Grabplatten gestohlen worden, darunter auch die von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.
Ihre Namen liest man auf dem Friedhof künftig jedoch nur scheinbar auf Bronze. Das Bezirksamt Lichtenberg teilte mit, dass die neuen Grabplatten aus Aluminium gefertigt und nur mit einer bronzefarbenen Schicht überzogen sind. Insgesamt hätte die Wiederherstellung 19 040 Euro gekostet. Der Förderkreis »Erinnerungsstätte der deutschen Arbeiterbewegung Berlin-Friedrichsfelde e.V.« hätte mit 6500 Euro den Teil der Kosten übernommen, der nicht mit Mitteln des Bezirks finanziert werden konnte.
»Wir freuen uns sehr, dass so viele Menschen unserem Spendenaufruf gefolgt sind und wir mit gesammelten Spendengeldern einen erheblichen Beitrag zur Wiederherstellung der Anfang März gestohlenen Grabtafeln im inneren Rondell der Gedenkstätte leisten können«, teilt Holger Hübner, Vorstand des Förderkreises, mit.
Die Resonanz auf den Spendenaufruf war so groß, dass sogar 8500 Euro zusammenkamen. Die restlichen 2000 Euro werden nun für die Beseitigung weiterer Schäden im Zusammenhang mit dem Diebstahl eingesetzt. Die Firma Bildgießerei Seiler habe laut Bezirk die Erstellung und den Einbau der Tafeln übernommen. Seit dem 3. Dezember wird an der Erneuerung im inneren Rondell um den großen Stein auf dem Friedhof gearbeitet.
»Es ist uns ein großes Anliegen, die Gedenkstätte der Sozialisten in ihrem ursprünglichen Zustand zu bewahren«, teilt Bezirksstadträtin Filiz Keküllüoğlu (Grüne) mit. So setze man ein Zeichen der Erinnerung und Wertschätzung für die Geschichte des Bezirks. Die Unterstützung des Förderkreises und die großzügige Spende zeigten, wie wichtig das kollektive Gedenken sei, so Keküllüoğlu.
Neben den Tafeln der Gräber von Liebknecht und Luxemburg wurden auch jene des ehemaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht, des ehemaligen DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl und des marxistischen Historikers Franz Mehring gestohlen. Auch die Bronzetafel des ehemaligen Vorsitzenden der SPD und später der USPD, Hugo Haase, wurde gestohlen. In der Nähe der Anlage Pergolenweg entwendeten die Diebe zudem zwei vom Bildhauer Waldemar Grzimek gestaltete Bronzeplatten vom Familiengrab des Schriftstellerehepaares Franz Carl Weiskopf und Alex Wedding.
Seit der Ermordung Liebknechts und Luxemburgs am 15. Januar 1919 findet jährlich am zweiten Januar-Wochenende eine Demonstration statt, die auf dem Friedrichsfelder Friedhof endet. Nach Verbot und Zerstörung der Gedenkstätte durch das NS-Regime wurde den Sozialist*innen ab 1946 in der sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 als staatliche Veranstaltung in der DDR gedacht. Seit der Wende demonstrieren verschiedene linke Gruppen anlässlich des Gedenktags. Die kommende Demonstration startet am 11. Januar 2026 um 10 Uhr vom Bahnhof Frankfurter Tor und endet auf dem Friedhof Friedrichsfelde.
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