Flucht ins Profilager

Boxen: Kubas Olympiasieger und Weltmeister Guillermo Rigondeaux setzt sich in die USA ab

  • Jürgen Holz
  • Lesedauer: 2 Min.

Kuba ist seit jeher tonangebend in der Amateurszene des Boxens. Und so verwundert es auch nicht, dass die kubanischen Faustkämpfer immer wieder ins Blickfeld gerissener Profimanager und ihrer Hintermänner geraten, die alles erdenkliche daransetzen, um den einen oder anderen Star mit lukrativen Profiverträgen zur Flucht ins Ausland zu bewegen.

Der jüngste Fall: Guillermo Rigondeaux. Der zweifache Weltmeister (2001 und 2005) und zweimalige Olympiasieger im Bantamgewicht (2000 und 2004) hat sich – einem US-Zeitungsbericht zufolge – über Mexiko nach Miami (USA) abgesetzt. Dorthin waren schon vor einiger Zeit seine boxenden Landsleute Yuriorkis Gamboa, Erislandy Lara und Odlanier Solís geflohen. Damit hat Kuba seit 2006 seine wichtigsten Amateurboxer verloren.

Kaum in den USA angekommen, wurde Rigondeaux, der auf 378 Siege und nur zwölf Niederlagen verweisen kann, ein Profivertrag vorgelegt, den er postwendend unterschrieb. Dass dieser Vertrag vom Hamburger Arena-Boxstall stammt, überrascht nicht. »Einer unserer Mitarbeiter in den USA hat sich mit Rigondeaux getroffen«, bestätigte Arena-Chef Ahmet Öner. Man habe bereits eine Profilizenz für Rigondeaux beantragt. Für Arena boxen mit Odlanier Solis, Yuriorkis Gamboa und Yan Barthelemy schon drei Kubaner, die wie jetzt Rigondeaux auf dem Fluchtweg ihre Heimat verlassen haben.

Der 28-jährige Rigondeaux hatte bereits im Juli 2007 zusammen mit Erislandy Lara schon einmal versucht, während der Panamerikanischen Spiele in Rio de Janeiro zu fliehen. Beide waren aber wegen des Ablaufs ihres brasilianischen Visums von der dortigen Bundespolizei wegen illegalen Aufenthalts verhaftet und schließlich abgeschoben worden. Zwei Wochen später waren beide »mit Reue«, wie es damals von kubanischer Seite hieß, in ihre Heimat zurückgekehrt. Sie lebten seitdem isoliert und mit lebenslangem Boxverbot belegt in Havanna.

Der kubanische Revolutionsführer und ehemalige Staatspräsident Fidel Castro hatte nach den Vorgängen vor 2007 in Brasilien »eine deutsche Mafia« angeprangert, die alles unternehmen würde, »um Kubas Boxsport zu schwächen«. Nun hat diese Arena-Mafia erneut zugeschlagen.

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