Der teure Krieg

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

»Kriege machen jeden vernünftigen Haushalt kaputt«, weiß Gordon Adams, einst unter Präsident Bill Clinton im Etatbüro für die Militärausgaben zuständig. Die Feldzüge der Bush-Ära haben die Finanzen der Supermacht jedenfalls arg strapaziert und entscheidend dazu beigetragen, dass das Haushaltsdefizit in diesem Herbst erstmals auf mehr als zwölf Billionen Dollar (über acht Billionen Euro) angewachsen ist. So verschlingt der Krieg in Afghanistan zur Zeit jeden Monat rund 3,6 Milliarden Dollar. Und seine Kosten steigen mit der jetzt von Barack Obama verkündeten Strategie weiter.

Die Truppenaufstockung werde allein im laufenden Haushaltsjahr mit 30 Milliarden Dollar (20 Milliarden Euro) zu Buche schlagen, räumt der Präsident ein. Das heißt, jeder zusätzliche Soldat in Afghanistan kostet den Steuerzahler etwa eine Million Dollar. Vor vier Wochen hat Obama den neuen Verteidigungshaushalt in Kraft gesetzt. Mit 680 Milliarden Dollar kommen auf die USA etwa die Hälfte der weltweiten Militärausgaben. Für Irak und Afghanistan sind offiziell 130 Milliarden Dollar eingeplant. Aber auch im laufenden Fiskaljahr liegen die tatsächlichen Kosten am Ende deutlich über dem ursprünglichen Ansatz, 83,4 Milliarden Dollar mussten in einem Nachtragsetat nachgeschoben werden.

Mit diesen Mehrausgaben belaufen sich die Gesamtkosten für beide Kriege nach Berechnungen des Washingtoner Repräsentantenhauses auf knapp 800 Milliarden Dollar (606 Milliarden Euro). Der größte Teil davon floss nach Irak, wo bisher die meisten US-amerikanischen Truppen stationiert waren. Wie die »Washington Post« schrieb, habe das Pentagon nun erstmals mehr Geld für den Krieg am Hindukusch als für den Einsatz im Zweistromland vorgesehen.

Zugleich sind nach einem Bericht der »New York Times« wegen der schweren Wirtschaftskrise jeder achte US-Amerikaner und sogar jedes vierte Kind auf Lebensmittelkarten angewiesen. Bei einer Arbeitslosenquote von 10,2 Prozent, der höchsten seit über 25 Jahren, hatten im vergangenen Jahr fast 50 Millionen USA-Bürger nicht immer genügend zu essen. Doch angesichts der aus dem Ruder laufenden Militärausgaben denken Kongressmitglieder der Obama-Partei an zusätzliche Kriegsabgaben. So hat der Demokrat David Obey, Vorsitzender des einflussreichen Bewilligungsausschusses im Washingtoner Repräsentantenhaus, für die Mehrzahl der US-Amerikaner die Erhöhung einer Reihe von Steuern um ein Prozent vorgeschlagen.

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