Optimismus ohne Substanz

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 1 Min.

Als letztes stirbt der Optimismus. Offenbar orientiert sich die Weltbank bei den Schlussfolgerungen aus ihrem Bericht »World Development Indicators (WDI) 2010« an dieser bei den Armen im Süden verbreiteten zweckmäßigen Lebensformel. Die Datenbank des WDI enthält mehr als 900 aktuelle statistische Daten zu Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Armut, Umwelt, Wirtschaft und Handel. Und obwohl auch die Weltbank davon ausgeht, dass 2010 wegen der Weltwirtschaftskrise noch einmal 64 Millionen Menschen unter die absolute Armutsschwelle von 1,25 US-Dollar pro Kopf und Tag fallen werden, macht sie in relativen Optimismus: Das vor zehn Jahren gesteckte Ziel der UNO, die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen bis 2015 zu halbieren, könne voraussichtlich erreicht werden, meint Weltbank-Chefökonom Justin Lin.

Eine reichlich gewagte Prognose, die auf dem sich gerade vollziehenden Durchschreiten der weltwirtschaftlichen Talsohle beruht und auf dem Fortschreiben dieser Entwicklung bis 2015. Letzteres ist freilich unwahrscheinlich, wo doch die versprochene globale Regulierung der Finanzmärkte bisher ebenso ausbleibt wie eine konzertierte Politik gegen die weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte – von einer fairen, neuen Weltwirtschaftsordnung ganz zu schweigen. Die Prognose der Weltbank entbehrt wirtschaftswissenschaftlicher Substanz.

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