Hunger im Gehirn
Diabetespatienten haben das doppelte Risiko für Morbus Alzheimer
Für das vergrößerte Alzheimerrisiko von Diabetespatienten, auf das die Zeitschrift Ernähungsumschau in ihrer Märzausgabe hinweist, werden verschiedene Mechanismen verantwortlich gemacht. Wie in Muskulatur und Fettgewebe – so weiß man mittlerweile – wird Insulin auch im Gehirn benötigt, um Zucker in die einzelnen Zellen zu transportieren.
Im Anfangsstadium von Diabetes mellitus Typ 2 kann das noch vorhandene Insulin diese Funktion auch im Gehirn nicht mehr ausreichend übernehmen. Die Resistenz der Insulinrezeptoren im Gehirn führt dazu, dass Glukose (Traubenzucker, der im Verdauungsprozess aus Kartoffel- oder Getreidestärke entsteht) nicht optimal genutzt wird. Daraus resultiert ein Energiemangel, der u. a. zur Entstehung der charakteristischen krankhaften Ablagerungen in Nervenzellen, der amyloiden Plaques, und zum Absterben von Nervenzellen beiträgt. So ist es durchaus denkbar, dass sich ein stark übergewichtiger, sprichwörtlich überernährter Mensch quasi in einem Hungerzustand befindet, weil der Traubenzucker in den Zellen nicht ankommt.
Der im späteren Verlauf der Zuckerkrankheit auftretende Insulinmangel beeinträchtigt ebenfalls die Zuckerverwertung und Energieversorgung im Gehirn und verschlechtert unmittelbar das Gedächtnis. Andererseits spielt Insulin beim Abbau und Abtransport von sogenannten Amyloiden eine Rolle, welche sich nun anhäufen und als Nervengift wirken.
Die Autoren der Ernährungsumschau, Prof. Dr. Andreas Hahn und Dr. Thamar Triebel von der Leibniz Universität Hannover, empfehlen deshalb, dass Diabetiker regelmäßig ihre Blutzuckerwerte kontrollieren und schweren Unterzuckerungen vorbeugen sollen. Eine konsequente Ernährung, beispielsweise mit Vollkornbrot aus ganzen, vorgekeimten Getreidekörnern oder hohem Haferanteil, aber auch Medikamente wie Rosiglitazon bzw. optimale Insulingaben tragen dazu bei. Derzeit wird von Experten in großen Studien überprüft, wie auf diese Art und Weise der Demenz vom Typ Alzheimer vorgebeugt werden kann.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.