Brasilien mit Arbeitssieg

Ballzauberer vom Zuckerhut quälen sich zum 2:1 gegen Nordkorea

Brasilien kämpft zum Beginn der Weltmeisterschaft noch mit Akklimatisierungsschwierigkeiten. Der Temperatursturz in Johannesburg am Dienstag, der am Abend zu Werten in Richtung Null Grad führte, bekam den sonnenverwöhnten Brasilianern nicht gut. Mehrere Spieler liefen mit Handschuhen auf und schienen wenig inspiriert. In der ersten Halbzeit konnte lediglich Robinho mit ein paar schönen Tricks Akzente setzen. Sie blieben freilich ebenso fruchtlos wie die Weitschussversuche von Maicon, Elano oder Bastos. Superstar Kaka, über dessen Fitnesszustand die Meinungen geteilt sind, blieb reichlich blass.

Die Brasilianer taten sich lange Zeit mit der massiven nordkoreanischen Deckung schwer, die meist mit einer Fünferkette in der Verteidigung agierte und davor noch ein defensives Mittelfeldtrio stellte. In diesem engmaschigen Netz verfingen sich die körperlich und technisch deutlich überlegenen Brasilianer immer wieder. Nach vorne versuchte Nordkorea nur wenige Entlastungsangriffe, die das Tor von Julio Cesar kaum ernsthaft in Gefahr brachten.

Der Selecao fehlte es aber an Tempo und Spielwitz. Das besserte sich erst ein wenig, nachdem Rechtsverteidiger Maicon von Inter Mailand mit einem raffinierten Außenristschuss den nordkoreanischen Torhüter auf dem falschen Fuß erwischte: 1:0 in der 55. Minute. Danach wurden die Kombinationen flüssiger und Brasilien kam zu klareren Chancen, wie durch Mittelstürmer und Torjäger Luis Fabiano, der aus zentraler Position vor dem Tor verzog. Spätestens als Elano in der 72. Minute nach schönem Pass von Robinho zum 2:0 nachlegte, war der Auftaktsieg gesichert. Daran konnte auch der Ehrentreffer von Ji Yun Nam drei Minuten vor dem Abpfiff nichts mehr ändern.

Brasiliens Trainer Dunga dürfte mit dem Auftakt zufrieden sein, denn drei Punkte entsprechen seinem zweckrationalen Verständnis von Fußball. In Brasilien wird Dunga für diesen Arbeitssieg keinen großen Beifall erhalten. Vorab vom ND-Autor nach ihrer Meinung zu Dunga befragte brasilianische Fans machten keinen Hehl daraus, dass die defensive Grundausrichtung à la Dunga ihnen wenig behagt. Doch solange wir gewinnen, können wir damit leben, so der Tenor. Dasselbe gilt für die brasilianischen Medien. Das einzige was Dunga schützt, sind Erfolge. Der erste ist geschafft, wenngleich auch glanzlos.

Nordkorea war bei seinem ersten WM-Auftritt seit 1966 offensichtlich darauf bedacht, den Schaden in Grenzen zu halten. Zählbare Erfolge versprechen sich die Asiaten offenbar eher gegen Portugal und die Elfenbeinküste. Einfach wird das nicht.

Brasilien: Cesar - Maicon, Lucio, Juan, Bastos - Silva - Elano (73. Alves), Melo (84. Ramires)- Kaka (78. Nilmar) - Robinho, Fabiano.

Nordkorea: Ri Myong Guk - Cha Jong Hyok, Pak Chol Jin, Pak Nam Chol I, Ri Kwang Chon - Ri Jun Il - Mun In Guk (80. Kim Kum-Il), Ji Yun Nam - Hong Yong Jo, An Yong Hak - Jong Tae Se.

Tore: 1:0 Maicon (55.), 2:0 Elano (72.), 2:1 Ji Yun Nam (89.). Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn). Zuschauer: 60.000
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