Viel Spaß beim Ganz-unten-ohne-Marsch

Barfußpark Egestorf ist der jüngste seiner Art in Deutschland: Gesundheit für Sohle und Seele

  • René Gralla
  • Lesedauer: 3 Min.
Mal mit nackten Sohlen einfach durch Matsch und dann über die Wiese, mal mit einem Lächeln sogar über Kienäppel Fotos: Barfußpark Egestorf
Mal mit nackten Sohlen einfach durch Matsch und dann über die Wiese, mal mit einem Lächeln sogar über Kienäppel Fotos: Barfußpark Egestorf

Der alte Kneipp wusste schon, was gut war: »Man kann das Barfußgehen recht gut ein Zugpflaster nennen, das alle schlechten Stoffe in die Füße zieht und von da ausleitet.« Auf nackten Sohlen durch Wald und Flur, um wieder echte Bodenhaftung zu kriegen, Spaß zu haben wie einst in Kindertagen und an Seele und Leib zu gesunden – das ist die Idee der Barfußparks. Beinahe 50 dieser Reviere für fröhliches Unten-ohne-Marschieren verteilen sich über das Bundesgebiet. Die jüngste Anlage dieser Art ist vor einem guten Jahr auf 15 Hektar im niedersächsischen Egestorf eröffnet worden.

In Egestorf geht es jedoch nicht allein darum, das neumodische Schuhwerk abzulegen und nach Art der Urhorde über die Prärie zu toben. Vielmehr werden hier zugleich alle Sinne angeregt, vom Gehör bis zu den Geschmacksnerven. So umreißt der 49-jährige Jan Peters im ND-Gespräch sein ganzheitliches Konzept der Ausflugsstätte.

Natürlich bleibt der konsequente Verzicht auf schützende Treter auch im Barfußpark Egestorf das Grundprinzip. Mehrere Rundkurse stehen zur Auswahl, der längste misst fast drei Kilometer. Der Untergrund wechselt zwischen Matsch und Torf, Bucheckern und Gras in dieser Ecke des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide. Hinzu kommen 30 besondere Stationen, die überraschende Eindrücke vermitteln. Richtig verblüffend sind die Summsteine: Der Neugierige steckt seinen Kopf in eine Öffnung, stimmt einen Ton an – und schon beginnt es angenehm im Bauch zu kribbeln, ein Vibrieren, das den Körper auf Hochtouren bringt.

En passant wird (da bricht beim Parkdirektor offenbar der diplomierte Ingenieur durch) sogar Physiknachhilfe angeboten. Die Wanderer können an Zwischenstopps die Effekte von Impulskugeln testen, Windharfen lauschen oder mit einem Foucaultschen Pendel experimentieren. Müssen Besucher aber nicht fürchten, noch am selben Abend von einem grippalen Effekt niedergestreckt zu werden, weil sie oder er an einem dieser spätsommerlichen Tage zu lange barfuß vor einer spannenden Installation auf dem Parcours in Egestorf verweilt haben?

Jan Peters verneint kategorisch. Mutter Erde mal mit bloßen Mauken abschreiten, sei gesund, fördere die Durchblutung und härte ab. Außerdem würde auf diese Weise das Risiko, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu kriegen, reduziert, versichert er. Zweifler beruhigt er gern mit einem Zitat des Mediziners und Kabarettisten Eckart von Hirschhausen: »Von kalten Füßen wird man nicht krank, wenn man kalte Füße hat, ist man schon krank.«

Na denn – runter mit den Socken und ran an den Barfuß-Busen der Natur!

Barfußpark Egestorf, Ahornweg 9, 21272 Egestorf: bis 15. Oktober 2010 tägl. geöffnet von 9 bis 18 Uhr, Eintritt 4 Euro (Erwachsene) bzw. 3 Euro (Kinder); weitere Infos: www.barfusspark-egestorf.de

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