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Nichtsverhinderin
Helma Orosz, Oberbürgermeisterin von Dresden, ruft zur Menschenkette. Am 13. Februar soll diese einen »symbolischen Schutzwall« für das Gedenken an den 66. Jahrestag der Alliierten Bombenangriffe auf die Stadt und ein Signal gegen die am gleichen Tag aufmarschierenden Nazis bilden. Symbole und Signale sind schön und gut, nur sollten diejenigen, gegen die sie gerichtet sind, auch irgendetwas davon mitbekommen. Doch weder findet die Menschenkette in der Nähe der Nazis statt, noch wenigstens zeitgleich zum geplanten Aufmarsch der Nazis wie im letzten Jahr. Protestaktionen, auch rein symbolische, sind nicht dazu da, sich lediglich ein Alibi zu verschaffen, dass man überhaupt etwas getan hat – und danach riecht die Veranstaltung der Oberbürgermeisterin gewaltig.
Eine Woche später, am 19. Februar, wenn noch einmal tausende Nazis erwartet werden, wird es von der Stadt nicht einmal mehr Symbole und Signale geben. Dennoch hofft Orosz auf »klare Aktionen der Bürgerschaft« auch an diesem Tag, meint damit aber nicht die Massenblockaden, die sich den Nazis nicht nur symbolisch in den Weg stellen und womöglich den Aufmarsch erneut verhindern werden. Das einzig Gute an dieser Konstellation: Es wird für jeden offenbar, dass die Menschenkette der Oberbürgermeisterin herzlich wenig gegen Nazis hilft. Das tun die Blockaden.
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