Der 1. FC Union feiert die Stadtmeisterschaft

Die Köpenicker wollen den 2:1-Erfolg beim Rivalen Hertha BSC als Motivation für den Abstiegskampf nutzen

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 3 Min.

Manche Erfolge sind einfach größer als andere. Ein Sieg im Stadtderby, als Außenseiter im Stadion des Gegners vor einer Rekordkulisse ist ein solcher. »Etwas geileres gibt es nicht«, versuchte Kapitän Torsten Mattuschka die Gefühle der Spieler des 1. FC Union Berlin nach dem sensationellen 2:1 bei Hertha BSC zu beschreiben. »Das ist unbeschreiblich. Ich weiß nicht, ob einer von uns schon mal vor so vielen Zuschauern gespielt hat. Ein Sieg in solch einer Atmosphäre – schöner geht es kaum«, meinte Dominic Peitz nach dem ersten Punktspielsieg der Unioner über den Lokalrivalen vor 74 244 friedlichen Fans im Olympiastadion.

Richtig begreifen konnten die Köpenicker den Erfolg noch nicht. »Irgendwie haben wir Geschichte geschrieben«, sagte Mattuschka, dem mit einem Freistoß in der 71. Minute unter Mithilfe von Hertha-Torhüter Maikel Aerts der umjubelte Siegtreffer geglückt war. »Wir haben die Stadtmeisterschaft für uns entschieden. Das hätte vorher sicher keiner gedacht«, so der Kapitän der »Eisernen«, die Hertha schon in der Hinrunde ein 1:1 abgerungen hatten.

»Anfangs hatten wir ganz schön die Hosen voll«, meinte Unions Trainer Uwe Neuhaus, dessen Team in der ersten halben Stunde dem Favoriten nur hinterhergelaufen und nach einem Abwehrschnitzer und einem Kopfball von Roman Hubnik 0:1 in Rückstand geraten war. »Und wenn Hertha vehementer auf das zweite Tor gegangen wäre, hätte es auch anders laufen können«, so Neuhaus.

Die Gastgeber aber nahmen das Tempo heraus und Unions Stürmer John Jairo Mosquera brachte die Köpenicker mit einer feinen Einzelaktion und einem präzisen Volleyschuss kurz vor der Pause zurück ins Spiel. »Das haben wir uns selbst eingebrockt. Wir sind zu passiv und zu nachlässig geworden«, ärgerte sich Hertha-Trainer Markus Babbel, der sich für den Auftritt seiner Mannschaft bei den Fans entschuldigte.

»Ich würde nicht sagen, dass Union jetzt das bessere Team ist. Wir sind immer noch Tabellenführer«, meinte Herthas Kapitän Andre Mijatovic, doch die Enttäuschung beim Aufstiegsfavoriten und Zweitligakrösus über die Niederlage im Prestigeduell war groß. »Es tut mir leid für unsere Anhänger. Ich hoffe, dass wir das am Ende mit dem Aufstieg wieder gutmachen können«, sagte Abwehrmann Christian Lell.

Für Union war der Sieg nicht nur Genugtuung. Nach der Heimniederlage in der Woche zuvor gegen Paderborn waren die drei Punkte mit Blick auf die wieder näher gerückten Abstiegsränge viel wert. »Wenn Du nur einmal in den letzten 22 Auswärtsspielen gewonnen hast und das dann wieder bei Hertha schaffst, kannst Du natürlich stolz sein«, sagte Uwe Neuhaus. Der Trainer hofft, dass die Spieler das Selbstbewusstsein mit in die nächsten Aufgaben nehmen: »Was soll Lust auf mehr machen, wenn nicht so ein Spiel. Wir haben gezeigt, dass die Moral stimmt.«

Nach dem freien Tag am Sonntag wollen auch die Spieler wieder nach vorn schauen. »So ein Riesenerlebnis kann man feiern. Aber ab Montag muss die Konzentration dem Spiel gegen Osnabrück gelten«, sagte Patrick Kohlmann. »Das ist das eigentlich wichtigere Spiel. Mit einem Dreier gegen einen direkten Konkurrenten können wir uns nochmal richtig Luft nach unten verschaffen.«

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