Ein Sieg zur Wiedergutmachung

Matti Heikkinen ist der erste finnische Weltmeister seit der WM 1999 in Ramsau

Der Holmenkollen erlebte gestern einen Sieg der heilsamen Art. Matti Heikkinen aus Finnland triumphierte beim klassischen 15-Kilometer-Lauf vor den Norwegern Eldar Rönning (13,3 Sekunden zurück) und Martin Johnsrud Sundby (31,9). Der 27-Jährige, der bereits in Liberec 2009 auf dieser Strecke WM-Bronze gewonnen hatte, bescherte seinem Heimatland damit nicht nur die ersehnte erste Goldmedaille bei diesen Weltmeisterschaften, sondern auch den ersten Männer-Titelgewinn seit zwölf Jahren.

»Ich laufe Ski, seitdem ich neun bin«, sagte Heikkinen gestern, »ich habe eine Menge Höhen und Tiefen erlebt, aber dies war heute ein perfekter Tag.« Damit bezog er sich nicht nur auf seine Karriere, sondern auch auf das Trauma des Skilanglaufs in Finnland: Die Heim-WM 2001 in Lahti, bei der sechs finnische Langläufer des Blutdopings überführt wurden, darunter auch Olympiasieger und Weltmeister Mika Myllylä sowie der große Harri Kirvesniemi.

»Das ist lange her. Ich habe mit den Leuten von 2001 nichts zu tun«, meinte Heikkinen gestern. »Die Zeit ist gekommen, das alles hinter sich zu lassen.«

Die Zuschauer am Holmenkollen wollten dem Finnen den zehn Jahre alten Skandal keineswegs persönlich anlasten, auch der legendäre norwegische Läufer Björn Dählie nicht, der sich gestern den Lauf anschaute: »Alle hier haben Dich gefeiert«, sagte er zu Heikkinen. »Wir waren beeindruckt, auch wenn Du unsere besten Läufer bezwungen hast.«

Schlechte Laune herrschte gestern dagegen bei den Nordisch Kombinierten des Deutschen Skiverbandes. Eine halbe Stunde vor dem Training von der Großschanze bekam die DSV-Delegation von der Wettkampfjury des Weltverbandes FIS mitgeteilt, dass Vizeweltmeister Tino Edelmann nicht mit jener modifizierten Bindung springen dürfe, die er in den beiden Wettkämpfen auf der Normalschanze eingesetzt hatte. Hintergrund ist ein Protest der österreichischen Mannschaft gegen eine Platte an Edelmanns Bindung, die ihm in der Luft zu mehr Fluggefühl verhilft und den Ski bei Absprung und Landung besser plan, also gerade hält.

Die technische Kommission der FIS ließ die neue Bindung als Modifikation zu, die Wettkampfjury stufte sie als »Neuerung« ein und untersagte den Einsatz. »Das ist ärgerlich«, klagte Bundestrainer Hermann Weinbuch, der die Bindung mit Edelmann entwickelt hatte. »Die veränderte Sichtweise ist für uns nicht nachvollziehbar.«

Im heutigen Wettbewerb von der Großschanze muss Edelmann mit seinem alten Bindungs-Setup antreten. Beim Training gestern zeigte sich der Zella-Mehliser unbeeindruckt und sprang auf die Ränge sieben und drei. »Tino ist so gut drauf«, freute sich Weinbuch, der nach der WM voraussichtlich als Bundestrainer aufhört. »Wir kriegen's trotzdem hin.«

Männer 15 km klassisch min

Gold: Heikkinen (Finnland) 38:14,7
Silber: Rönning (Norwegen) + 0:13,3
Bronze: Johnsrud (Norwegen) + 0:31,9
9. Angerer (Vachendorf) + 1:10,1

13. Teichmann (Bad Lobenst.) + 1:28,1

47. Dotzler (Sonthofen) + 3:29,2

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