Fett ist nicht gleich Fett

Wie man einer Erhöhung des Cholesterinspiegels vorbeugen kann

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach einer Forsa-Umfrage sind fast 50 Prozent der Deutschen überzeugt, dass zu viel Cholesterin im Blut ein Gesundheitsrisiko darstellt. Aber nur die Wenigsten achten bei der Ernährung auf den Cholesteringehalt von Lebensmitteln.

Entgegen einem verbreiteten Vorurteil ist Cholesterin an sich nichts Schädliches. Denn der Naturstoff aus der Gruppe der Sterole befindet sich in der Membran jeder Körperzelle und dient als Vorstufe für die Produktion lebenswichtiger Hormone. Außerdem werden bis zu 90 Prozent des Cholesterins vom menschlichen Organismus selbst hergestellt, und nur rund 10 Prozent gelangen über die Nahrung in den Körper.

Aber gerade diese 10 Prozent sorgen immer wieder für Missverständnisse. So sind laut Forsa-Umfrage rund ein Drittel der Deutschen der Meinung, dass in Nüssen besonders viel Cholesterin enthalten sei. In Wirklichkeit kommt dieses aber nur in Lebensmitteln tierischer Herkunft vor. Pflanzliche Fette sind cholesterinfrei!

Da Cholesterin schlecht wasserlöslich ist, wird es im Blut von sogenannten Lipoproteinen transportiert, die man entsprechend ihrer Dichte in zwei Sorten unterteilt: Die »Low Density Lipoproteine« (LDL) befördern das Cholesterin von der Leber zu den Organen, während es die »High Density Lipoproteine« (HDL) zum Abbau in die Leber zurückbringen. Es ist daher vornehmlich das LDL-Cholesterin, das unserem Körper Schaden zufügen kann. Denn immer dann, wenn jemand zu viele tierische Fette verzehrt, wird das von den Zellen nicht mehr aufgenommene LDL-Cholesterin ins Blut abgegeben. Damit steigt das Risiko einer Arterienverkalkung, aus der nicht selten ein Herzinfarkt resultiert. Dagegen wirkt HDL einer Arteriosklerose entgegen, zumal es die Eigenschaft besitzt, auch bereits in den Gefäßwänden abgelagertes LDL-Cholesterin aufzunehmen und der Leber zuzuführen.

Es ist mithin sinnvoll, für Untersuchungen die Menge des LDL- und HDL-Cholesterins im Blut getrennt zu bestimmen. Allerdings gibt es hierfür keine einheitlichen Normwerte. So sollte bei Personen mit Risikofaktoren (Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck etc.) der Wert des LDL-Cholesterins unter 130 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) liegen. Bei gesundheitlich unbelasteten Personen dürfen es maximal 160 mg/dl sein.

Um einen erhöhten LDL-Cholesterinspiegel zu senken, haben sich Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Statine bewährt. Durch deren Anwendung werde die Cholesterinsynthese in der Leber gehemmt und der LDL-Wert in der Regel um 30 bis 40 Prozent reduziert, erklärt Dr. Sabine Westphal, Oberärztin am Institut für Klinische Chemie der Universität Magdeburg, die parallel dazu eine Erhöhung der HDL-Cholesterins für günstig hält. Denn: »Auch bei mit Statinen behandelten Patienten nimmt unabhängig vom erreichten LDL-Cholesterinwert mit sinkenden HDL-Werten das Herzinfarktrisiko zu.« Leider führt die zur Steigerung des HDL-Cholesterins herkömmlich verordnete Nicotinsäure bei Patienten zu Juckreiz, Erbrechen oder Schwindelanfällen. Erst seit 2008 können durch die zusätzliche Gabe des Wirkstoffs Laropiprant solche Nebenwirkungen gemindert und zugleich die Vorteile der Nicotinsäure effektiv genutzt werden.

Ärzte halten es für ausreichend, wenn Personen ab 35 alle zwei Jahre ihre Cholesterinwerte überprüfen lassen. Dies sollte zusätzlich geschehen, wenn jemand Übergewicht bekommt, zu Rauchen anfängt oder an Bluthochdruck erkrankt. Wer vorbeugend etwas gegen den Anstieg seines Cholesterinspiegels tun möchte, dem helfen erfahrungsgemäß viel Bewegung und eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen und arm an tierischen Fetten ist. Muss es Fleisch sein, empfehlen Experten Geflügel oder Fisch, weil darin wenige gesättigte Fettsäuren enthalten sind. Als unbedenklich gelten neben Obst und Gemüse auch Vollkornbrot, Gebäck aus Hefeteig sowie fettarme Milchprodukte.

Einige Forscher halten die Warnung vor erhöhten Cholesterinwerten für überzogen. Ob und inwiefern das im Einzelfall zutrifft, ist in weiteren Studien zu klären. Doch unabhängig davon sollten mehr Bewegung und pflanzliche Kost unserer Gesundheit auf jeden Fall förderlich sein.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal