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Widerstand?
GERHARD SCHULZE beim G8-Treffen
Nur alle paar Jahre finden weltpolitische Ereignisse in Deutschland statt. Der Papst stattet einen Besuch ab oder die wichtigen Regierungschefs der Welt treffen sich – wie in Heiligendamm vor vier Jahren. Gerhard Schulze nutzt die Monate vor dem G8-Treffen an der Ostsee als Sujet für seine Erzählung »Die Entscheidung«. Inmitten der spannungsgeladenen Vorzeit dieses Events, in der Befürworter wie Gegner dem Treffen entgegenfiebern, entwickelt sich die Handlung.
Der Journalist Hardy ist Beobachter des Gipfels. Im Urlaub auf Zypern lernt der zurückhaltende Junggeselle gleich zwei Frauen kennen. Die Stewardess Nicky, die ihm aus der Patsche hilft, als sein Koffer verschwindet und die draufgängerische Zypriotin Ipek mit Kontakt zu Linksradikalen, die seine Fremdenführerin ist. Zu beiden fühlt er sich hingezogen. Doch ehe sich die Dreiecksgeschichte zuspitzt und Konflikte ausbrechen, sitzt der zaghafte Hardy wieder in der Redaktion einer ostdeutschen Provinzzeitung, und der Gipfel in Heiligendamm rückt näher.
Hardy recherchiert die Hintergründe zu den G8, berichtet über die Vorbereitungen und moderiert eine Diskussionsrunde. Zu Nicky wird seine Freundschaft enger. Beide reflektieren die Hintergründe des Treffens der Regierungschefs, vor allem Hardy verändert dabei seine Ansichten. Je intensiver er sich mit dem politischen Geschehen beschäftigt, desto mehr wird er selbst zum Globalisierungskritiker. Doch er überschreitet nicht die Schwelle zum Aktionismus. Gleichwohl er große Ungerechtigkeit in der Welt empfindet, bleibt er sich in seiner Rolle als Berichterstatter treu.
Mit fortschreitender Handlung enthält die Erzählung immer häufiger Passagen, die Hardys Gedankenwelt bei weitem übersteigen. Mehrere Male bricht der Text, die Prosa gleitet ins Essayistische ab. Diese wirtschaftspolitischen Exkurse, um die es dem Autor wohl vor allem geht, nagen indes an der Handlung; die Geschichte gerät mehr und mehr aus dem Gleichgewicht. Längst fragt sich der Leser, wie es mit Ipek nun weitergeht. Schließlich plant auch sie, zum Gipfel nach Deutschland zu kommen und will Hardy nach ihrer kurzen Affäre wiedersehen. Aber die Figuren bleiben Beiwerk. Der Autor skizziert sie lediglich, er haucht ihnen kaum Leben ein.
Daran ändert auch nichts, dass sich am Ende des Buches die Ereignisse überschlagen. Ipek reist nach Heiligendamm, weil sie als Kurier für eine militante Gruppe tätig ist, die sich in den Kopf gesetzt hat, den Gipfel zu sabotieren.
Gerhard Schulze: Die Entscheidung. Nora Verlag. 100 S., brosch., 11 €
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